Ein Bauwerk, das seit 50 Jahren rund um die Uhr zuverlässig funktioniert
Aarburg Am 25. Mai 1972 wurde die Kläranlage des Abwasserverbands Aarburg offiziell eingeweiht
«Es gibt Dinge, die bemerkt man erst, wenn sie fehlen». Mit diesen Worten eröffnete Regierungsrat Dieter Egli die Jubiläumsfeier zum 50-Jahr-Jubiläum des Abwasserverbands Aarburg im Gemeindesaal Breiten in Rothrist. Sehr viele Menschen würden in Bereichen arbeiten, die selten in der Aufmerksamkeit stünden, die aber elementar wichtig seien für unser Zusammenleben. «Und die uns in kleinere oder grössere Katastrophen stossen würden, wenn sie trotzdem ausfallen sollten», meinte Egli weiter. Er spreche natürlich von der Abwasserreinigung. «Auch hier, in der ARA Aarburg und im Abwasserverband Aarburg, wird dieses Engagement für sauberes Trinkwasser und sauberes Wasser in den Flüssen seit 50 Jahren täglich geleistet. Dafür danke ich Ihnen im Namen des Aargauer Regierungsrats ganz herzlich und überbringe Ihnen die besten Glückwünsche zu Ihrem Jubiläum!».
Eine Abwasserverband mit Vorbildcharakter
Der Abwasserverband Aarburg sei, so stellte der Regierungsrat weiter fest, ein vorbildliches Beispiel dafür, wie Regionen zusammen eine wichtige öffentliche Aufgabe erfüllten – wenn es sinnvoll sei, auch über die Grenzen hinweg. Denn die ARA Aarburg gehöre zu den wenigen Kläranlagen in der Schweiz, die Abwasser von Gemeinden aus drei Kantonen reinige. Der Anschluss der luzernischen Gemeinden Pfaffnau und Roggliswil 1983 und der solothurnischen Gemeinde Boningen 2000 an die ARA Aarburg sei einvernehmlich über die Bühne gegangen und habe bis heute zu keinerlei Problemen geführt. «Kantonsgrenzen existieren hier nicht – das Abwasser folgt ja schliesslich der Schwerkraft und nicht den Grenzen!», stellte Egli pointiert fest.
Ein Blick in die Geschichte
Dem langjährigen Geschäftsführer Erich Schnyder – er führt den Verband seit 1990 – blieb es vorbehalten, einen Blick zurück in die Geschichte des Abwasserverbands zu werfen. Erste Kontakte zwischen den Gründergemeinden Aarburg, Oftringen und Rothrist für den Bau einer gemeinsamen Abwasserreinigungsanlage gab es bereits 1954 – damals ging es um einen Anschluss an die Kläranlage der Stadt Olten in Winznau. Ein Anschluss, der aus technischen und wirtschaftlichen Überlegungen nicht in Frage kam. Im gleichen Jahr wurden erste Planungsstudien für zwei Standorte in Aarburg Nord sowie im Ruttiger erstellt, in einer späteren Planungsstudie kamen die neuen Standorte Wigger West und Wigger Ost dazu.
Im März 1965 konnte das Ingenieurbüro bereits Voranschlag und technischen Bericht für das Generelle Vorprojekt am heutigen Standort an der Wiggermündung abliefern. Die Baukosten wurden auf 11,045 Mio. Franken veranschlagt. Da unter anderem der Landerwerb längere Zeit nicht geregelt werden konnte, vergingen bis zum Baubeginn im Frühjahr 1968 weitere drei Jahre. Am 30. Oktober 1970 wurde das Aufrichtefest gefeiert, mit einer Verspätung von sechs Monaten gegenüber dem ursprünglichen Bauprogramm konnte die Kläranlage am 15. März 1972 ihren Betrieb aufnehmen. 1974 wurde die Gemeinde Vordemwald im Verband aufgenommen, 1983 Pfaffnau und Roggliswil, 2000 Boningen. 15 Jahre lang funktionierte die Anlage einwandfrei, in den Jahren von 1991 bis 2020 wurde sie mit einem Aufwand von rund 40 Mio. Franken kontinuierlich erneuert. Eine Erneuerung, die auch aktuell weiterläuft, denn bis 2024 wird der Neubau der biologischen Reinigungsstufe abgeschlossen sein. «Dieses Projekt wird dann Gegenstand des Rückblicks auf 75 Jahre ARA sein», schloss Erich Schnyder seinen Rückblick, mit dem Dank für das langjährige Vertrauen, das ihm die anwesenden Vorstandskollegen, ARA-Mitarbeiter, ehemaligen Abgeordneten, Ingenieure, Planer und Baufachleute über die vielen Jahre entgegengebracht hatten. Damit durften sich die Gäste ganz dem wunderbaren Dessertbuffet aus der Oftringer Lindenhof-Küche und der ebenso wunderbaren Stimme Sandra Rippsteins hingeben.