Fräulein Schenk und Herr Hubacher
Zofingen Die 52. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten
«Spielgruppe und Kindergarten gab es zu meiner Zeit in Mühlethal noch nicht, geschweige denn einen Schulbusdienst. Ob von der Nüchtern, der Lindehöchi, den Höfen, der Oeltrotte oder der Sonnenwand, jedes Kind fand zu Fuss zur Schule. Es gab noch keine Turnhalle, aber einen ungedeckten Aussenplatz zum Turnen und Spielen sowie Kletterstangen und Recks. Die Sprossenwand zum Klettern bildete den hinteren Abschluss des Klassenzimmers, immerhin ein kleines Indoor-Angebot. Für Badi-Besuche nahmen wir den hügeligen Weg übers Neudorf zum Bottenwiler Freibad unter die Füsse. Der Primarschulbetrieb der damaligen 300 Seelen-Gemeinde liess sich noch mit zwei Lehrkräften bewältigen. Das unvergessene Fräulein Hanni Schenk (1932-2018) aus Küngoldingen betreute die unteren vier Klassen, während sich zunächst Max Hubacher, später Boàz Lengyel, den oberen vier Klassen annahm. Pro Jahrgang gab es vielleicht zwei bis fünf Schüler und ab der sechsten Klasse wechselten manche nach Zofingen in die Bezirks- oder Sekundarschule.
Leguane und Käfersammlung
Mit Herrn Hubacher verknüpfe ich Erinnerungen, wie er zwei Leguane in einem Terrarium unseres Klassenzimmers hielt. Diese bekamen gelegentlich Auslauf und durften, selbstverständlich nur bei geschlossenen Fenstern und Türen, über unsere Schülerpulte spazieren. Er baute ausserdem eine imposante Käfersammlung auf, zu welcher ich unter anderem mit einem Hirschkäfer beitragen durfte. Besonders eindrücklich war auch ein in unzähligen Bastelstunden angefertigtes Styropor-Modell von einigen Quadratmetern Grösse, welches das Gemeindegebiet Mühlethal dreidimensional und massstabgetreu mit vielen nachgebildeten Gebäuden darstellte. Die Wälder wurden mit bestimmten Moosgewächsen gebildet, die von Baumrinden stammten. Ob dieses Hingucker-Objekt wohl heute noch irgendwo als Fenster in die Mühlethaler Geschichte zur Schau steht? Wer weiss mehr darüber?»