Zentral und nahe an der Natur – mit Abstrichen bei Steuern und Wirtschaft
Aarburg Nachrichten aus dem Gemeindehaus
Über 7100 Einwohnerinnen und Einwohner ab 16 Jahren wurden mit dem Fragebogen bedient, 1443 Personen (ca. 17 Prozent der gesamten Einwohnerschaft bzw. rund 20 Prozent ab 16 Jahren) haben an der Befragung von Mitte Februar bis Mitte März teilgenommen, was einem Rücklauf im üblichen Rahmen entspricht. Die Analyse aller Bewertungen ergab für jede Frage einen Durchschnittswert, der gemäss Skala ab 75 als positiv sowie zwischen 55 und 74 als neutral eingestuft wird.
Aarburg hat viele positive Seiten
Obwohl das Resultat einige negative Bewertungen enthält, lässt es sich zwischen Born und Wartburg gut leben. Die Fragen «In Aarburg fühle ich mich wohl und zu Hause» (77), «in Aarburg lebe ich sehr gerne» (76) und «Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr» (76) wurden mit guten Noten bedacht. Eine klare Mehrheit fühlt sich sicher im Quartier (75), schätzt die Möglichkeiten zur Naherholung in der Natur (74) und die Dienstleistungen der Gemeinde bezüglich Abfallentsorgung, Recycling und Grünabfuhr (74) werden ebenfalls sehr geschätzt. «Diese Werte zeigen, dass Aarburg viele positive Seiten hat», sagt dazu Gemeindeammann Hans-Ulrich Schär. «Diese müssen wir pflegen und mehr herausstreichen, anderseits dort ansetzen, wo es Schwächen gibt.»
Es besteht auch Entwicklungsbedaf
Nicht überraschend sind für Schär die beiden am schlechtesten beurteilten Bereiche: Die Steuerbelastung sorgte für den Tiefstwert (28), das Angebot an speziellen Dienstleistungen wie beispielsweise Bank, Kleiderreinigung oder Reisebüro für den zweitschlechtesten Wert (30). «Ganz so schlimm, wie man nun denken könnte, ist es nicht», relativiert Schär. «Einerseits kommt es stark darauf an, in welchem Quartier man wohnt, anderseits geht gerne vergessen, dass das Perry-Center mit seiner breiten Palette an Geschäften auf Aarburger Gemeindegebiet steht.»
Ebenfalls klaren Entwicklungsbedarf zeigen die übrigen Einschätzungen zum Thema wirtschaftliche Attraktivität. Hier und bei der Steuerlast weichen Aarburgs Umfrageergebnisse am meisten (im negativen Sinne) im Vergleich zu ebenfalls von Publicvoice durchgeführten Umfragen ab.
Dafür lebt es sich in Aarburg in anderer Hinsicht kostengünstiger. Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum und die Höhe der Mietzinsen werden im Vergleich als klar besser eingestuft.
Aarburgs zentrale Lage und die damit verbundene Verkehrsbelastung sorgt für zwei gegenläufige Sichtweisen. Man schätzt die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr (76), die Erschliessung für den Privatverkehr (73) und gibt auch der Erschliessung für den Langsamverkehr (64) eine positive Einstufung. Dem gegenüber steht die Wahrnehmung der Verkehrsbelastung (44). «Das ist die Schattenseite der zentralen Lage und der geografischen Situation zwischen Autobahnausfahrt und der Stadt Olten», kommentiert Schär dieses Resultat. «Den Verkehr grundsätzlich eindämmen dürfte uns nicht gelingen. Aber wir können weiter daran arbeiten, dass das Städtli und die Wohnquartiere noch weniger vom Verkehr tangiert sind und, wie auf der Oltnerstrasse vorgesehen, mittels baulicher Massnahmen der Verkehrsfluss verbessert wird.»
Differenzierte Kommentare zu Gemeinde-Dienstleistungen
Unterschiedliche Ansichten herrschen betreffend der Gemeindeaktivitäten. Der Service Public inklusive Unterhalt von Infrastruktur und Schule erhält einen neutralen Wert von 63. Die Gemeindeführung wird mit 56 um einige Punkte tiefer bewertet. Bemängelt werden vor allem, wie der Gemeinderat mit Anregungen eingeht und wie, laut Meinung der Umfrageteilnehmenden, mit den Interessen des bzw. der Einzelnen umgegangen wird. Weitere Kritik gibt es bezüglich weitsichtiger Planung und Entwicklung der Gemeinde (53), wie auch punkto nachhaltiger Nutzung der vorhandenen Ressourcen (50).
Mehr als die Hälfte aller ausgefüllten Fragebogen wurde mit persönlichen Textkommentaren ergänzt. Eine Auswertung mittels bestimmter Suchbegriffe (Wörter oder Wortteile) ergab, dass «steuer» (234), «bau» (211), «Schul» (155), «Einkauf» (131) und «Verkehr» (105) am meisten vorkommen. Das fügt sich ins Bild, das sich aus den genormten Fragen ergab, ein und bestätigt die genannten Problempunkte.
Auch wenn die Bevölkerungsbefragung generell eher mehr Schwächen als Stärken offenbart, so ist dies für den Gemeindeammann keine niederschmetternde Rückmeldung. «Es ist üblich, dass eine erste derartige Befragung negativer ausfällt als eine Wiederholung. Diese Feedback-Möglichkeit wird gerne als ‹Chropfleerete›, oder gar als Abrechnung genutzt», sagt Schär. «Wir können nun darauf aufbauen und dort den Hebel ansetzen, wo der Schuh am meisten drückt.»
Vision und Strategie angepasst
Drei Massnahmen sind als Folge der Befragung bereits auf dem Weg der Umsetzung: Die «Vision und Strategie Aarburg 2030» wurde in einer Gemeinderats-Klausur überarbeitet. Die Gemeinde verfügt zudem ab diesem September über eine in Teilzeit angestellte Fachperson Marketing und Kommunikation, die mithelfen soll, Informationsfluss und öffentliche Wahrnehmung der Gemeinde, Behörden und Verwaltung zu verbessern. Die «Legislaturziele 2023 – 2026» wiederum, die planerische Grundlage für die Arbeit des Gemeinderates, sind in Vorbereitung, werden aber aufgrund der Vakanz im Gemeinderat auf Frühling 2023 verschoben. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von Aarburg unter Bevölkerungsumfrage.