Die in dich hineinsingen
Zofingen Traditioneller Auftritt der Gospel Family
«We shall overcome» trägt die Solistin Chantal Roberti auf ihren Lippen und gibt mit diesem Protestsong den rund 50-köpfingen Chor im Zofinger Stadtsaal die Stimme vor. «Wir werden darüber hinwegkommen», der Song gegen Misstände ist programmatisch für die Mission von Chorleiter Ingo Stäubli am E-Piano und an der E-Hammondorgel:
Seine Gospelfamily mit Keimzellen in Zofingen, Rheinfelden und Worb soll die frohe Botschaft in die Herzen der Leute tragen. «Wir machen das nicht nur für uns, wir singen für euch, singen uns in euch hinein», sagt der engagierte Impressario und Gründer der Chöre. Er steht in seinem achten Lebensjahrzehnt, den Chor hat er vor 50 Jahren ins Leben gerufen. Zum Jubiläum kreisen die Songs – ein Querschnitt aus dem Repertoire – um das Thema Menschenrechte.
Gepflegter Sound – Ausdrucksstarker Gesang
Gospelkonzerte sind charismatische Gottesdienste, in denen die Sängerinnen und Sänger ihre Herzen auf der Zunge tragen. Echtes Empfinden und Gefühlsausdruck ist alles. Und davon erhält das Publikum an diesem Sonntagabend reichlich. Die Band mit Christian Borer (Bass), Frank Mumprecht (Gitarre), Philipp Stäubli (Schlagzeug) Philipp Käppeli (Bluesharp) und dem Konzertmeister ist bester Laune und spielt einen gepflegten satten Sound.
Die Solistinnen und Laiensängerinnen Chantal Roberti, Sabrina Ernst und Marina Bettoni, letztere ist Teil des Zofinger Ablegers, sind alle Eigengewächse aus dem Chor. Sie singen beherzt, von zart bis inbrünstig. Die Stimmung ist feierlich, die Wiederholungen der Refrains übersteigern sich in den Empfindungen. Bisweilen wird es hymnisch, wie zum Beispiel im Stück Freedom, das nicht nur zum Krieg in Jugoslawien passt, dem es einst gewidmet war, sondern auch zu jenem in der Ukraine. «Ich möchte manchmal den Verantwortlichen des Elends dieser Welt ein Päckli schenken mit einem Gewissen. Damit sie endlich merken, was sie da anrichten», kommentiert Ingo Stäubli.
Ungewöhnliche Arrangements
Ausgetrampelte Pfade beschreitet der Chor nicht – es geht nicht um billige Effekte. So singen sie zwar «Go tell it on the mountain », doch ist es ungewohnt arrangiert. Und «Jingle Bells» ist wenig lieblich mit einem fetzigen Groove unterlegt. Auch die Überraschung mit Dudelsackspieler Roger Müller macht Laune. Der Chor muss gegen dessen kräftige Intonation erst mal bestehen.
Herzerwärmend ist das alles. Menschenfreundlich. Weihnächtlich. Und es hilft gegen inneren und äusseren Frost. Das Publikum feiert die Gospel Family mit einer Standing Ovation.