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Unterstützende Zahnräder, die ineinandergreifen

Im Pflegeheim Sennhof wurde am vergangenen Mittwoch über die Möglichkeiten zur Entlastung pflegender Angehöriger informiert. Eingeladen waren Vertreter der Pro Senectute, Beratungsstelle Zofingen, der Zugehenden Demenzberatung und der Spitex Region Zofingen. Informiert wurde ebenso über die Dienstleistungen des Sennhofs.

Vordemwald Im Pflegeheim Sennhof wurde eine Informationsveranstaltung durchgeführt

Über 700’000 Menschen leben im Kanton Aargau – rund 85’000 von ihnen pflegen Angehörige zu Hause. Die Pflegenden, die oft ihre ganze Freizeit investieren, leisten jährlich rund 5 Millionen Stunden an Pflege und Betreuung. Das entspricht einem Gegenwert von rund 275 Millionen Franken. Bei der Hälfte der Betreuenden müssen die Zeiten mit Familie und Beruf vereinbart werden. Das bringt die Angehörigen nicht nur körperlich, sondern auch mental oft an ihre Grenzen.

Im Aargau gibt es derzeit rund 6500 Pflegeheimplätze. Studien zufolge braucht es bis ins Jahr 2040 jedoch weitere 3000. Die Pflege zu Hause wird weiterhin einen grossen Stellenwert einnehmen. Gleichzeitig wissen die Angehörigen oft nicht, wo und welche Hilfe und Unterstützung erhältlich ist oder gar, welche Dienstleistungen sie zugute hätten.

Alexandra Fischer, von der Pro Senectute, Beratungsstelle Bezirk Zofingen, zeigte in ihrem Referat auf, welche Dienstleistungen und Angebote die Pro Senectute erbringt und anbietet. Von der individuellen Finanzhilfe über administrative Dienste, Hilfe bei Steuererklärungen und Sozialberatung von Menschen über 60 und deren Angehörigen bietet die Pro Senectute weitaus mehr, als Freizeitkurse und Aktivitäten für SeniorInnen. Unter dem Motto «daheim unterstützt» gibt es Angebote für den Haushalt, alltägliche Hilfen und einen Mahlzeitendienst. Fischer betonte ausserdem die gute Zusammenarbeit mit der Spitex.

Demenz ist mehr als nur Vergesslichkeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zugehende Demenzberatung, ebenfalls ein Angebot der Pro Senectute. Hierüber klärte Susanne Briellmann auf. Als unterstützende Dienstleistungen werden Beratungen zu Hause oder der Beratungsstelle angeboten. Die Zugehende Demenzberatung wird individuell auf die jeweilige Situation angepasst und geht unter anderem auf das Krankheitsbild, die Befindlichkeit und den Alltag ein – inclusive Entlastungsangebote und Hilflosenentschädigung. Denn: «Bei den Betroffenen ändert sich manchmal innerhalb von ein paar Stunden alles», so Briellmann. «Demenz» bedeutet weit mehr, als «nur» vergesslich zu werden. Die erkrankten Menschen würden sich oft selbst nicht mehr spüren. Durch die Ängste und den Zerfall der kognitiven Fähigkeiten, entstehen mannigfaltige Herausforderungen, die die Angehörigen oftmals an ihre Grenzen bringen können. Von der einfachen Körperpflege bis hin zu Kommunikationsproblemen, Wut und Aggressionen, werden die Betreuenden innerhalb kürzester Zeit mit vielen emotionalen und körperlichen Anstrengungen konfrontiert, da sich das Krankheitsbild permanent verändert.

Als Vertreterin der Spitex Region Zofingen AG war Michèle Knobel zu Gast. Sie referierte über den Leitgedanken «Hilfe zur Selbsthilfe». Die Spitex fördert aktiv die Genesung und proaktiv die Gesundheit. Das Ziel ist es, so lange wie möglich selbstständig bleiben können. Das Angebot reicht von Beratungen und Abklärungen über Hilfen in der Pflege, im Haushalt und Vermittlungen zusätzlicher Hilfen bis hin zur Entlastung und Instruierung der Angehörigen. Knobler betonte ebenfalls, dass sie eng mit der Pro Senectute zusammenarbeiten würden und es keinesfalls Konkurrenzdenken gäbe.

Vorstellung der Alterssiedlung Sagimatt

Astrid Bär, Leiterin der Freiwilligenarbeit im Pflegeheim Sennhof, präsentierte anschaulich und mit viel Herz die Alterssiedlung Sagimatt. Zentral in Vordemwald gelegen, bietet sie eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten im Alltag. Unterstützung bieten hier zusätzlich der Sennhofverein und der Gemeinnützige Frauenverein mit unterschiedlichen Angeboten und bieten eine helfende Hand. In der Alterssiedlung werden ebenfalls zahlreiche Dienstleistungen angeboten, die es den MieterInnen ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Regelmässige unentgeltliche Sprechstunden, Hilfe im Haushalt, Mahlzeitendienst, kleinere Reparaturen, Einkaufsassistenz und vieles mehr können die MieterInnen nutzen, um sich rundum wohlfühlen zu können. Kulturelle Veranstaltungen im Sennhof, der Kafi-Treff im Annexbau und Oster- und Weihnachtsfeier bringen Abwechslung und Freude in den Alltag.

Christina Ming, Leiterin Pflege/Betreuung im Sennhof, stellte im Anschluss die Wohnbereiche vor und legte die unterschiedlichen Möglichkeiten der Unterbringung dar. Eine Sofortaufnahme im Notfall sei innerhalb von wenigen Stunden möglich. Tagesstätte und Ferienaufenthalte stellen eine grosse Entlastung für Angehörige dar.

Frühzeitig Hilfe holen ist wichtig

Geschäftsführer des Sennhofs, Urs Schenker, betonte dass es wichtig sei, sich frühzeitig Hilfe zu holen und zu informieren. «Es ist keine Schande, krank zu sein, oder Hilfe zu benötigen», so Schenker. Im weiteren Verlauf ging Schenker auf die finanziellen Aspekte, wie Ergänzungsleistungen, Hilflosenentschädigungen und – als wichtiger Appell an alle – die Patientenverfügung. «Wichtig ist, dass wir alle die Patientenverfügung und den Vorsorgeauftrag ausfüllen, solange wir es noch selbst können.»

Nach den Referaten konnten sich die Besucher vertieft informieren.
Bild: Regina Lüthi