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Junge Säuli, Holzofenbrot und Frühkartoffeln

Wilfried Schlichther (*1962) ist auf dem Rottannenhof oberhalb der Lindenhöchi im Uerkheimer Ortsteil Hinterwil aufgewachsen, einem der Lieferanten des Mühlethaler Milchhüslis. Um Schweinenachwuchs zu erhalten, wurden die Sauen jeweils zum Eber im Dänibach gebracht.

Zofingen Die 56. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

«Die Schweinezucht hatte es in sich, wenn es darum ging, den Muttersauen den Eber näherzubringen. Dieser lebte nämlich auf dem Dänibacher Widmerhof. Da spazierte man mit der Sau einfach hin, vom Rottannenhof runter zur Lindenhöchi, hinauf auf die Nüchtern und weiter durch den Wald bis zum Dänibach-Hof welcher – nebenbei bemerkt – um 1970 herum total niedergebrannt ist. Nach einigen Tagen kam jeweils der Anruf, dass die Muttersau wahrscheinlich jetzt trächtig sei; und man konnte sie begleitet wieder heimspazieren lassen.

Beim Getreideanbau kam ein Lohnunternehmer aus Safenwil im Frühling mit der Sämaschine und im Herbst mit Erntemaschinen aller Art zu Hilfe. Auch benachbarte Bauern mit Traktoren sprangen oft ein, wenn es darum ging, Ernteerträge in die Landi zu bringen und Futtermittel oder Dünger auf dem Rückweg mitzunehmen.

Garben auf dem Acker

Das Abernten der Weizenfelder erfolgte auf unseren Äckern noch mit einem Garbenbinder, auch wenn bereits kleinere Mähdrescher aufkamen. Die gemähten Garben wurden in Sechser-Gruppen auf dem Stoppelfeld zu Puppen aufgereiht, jeweils fünf stehend mit einer Dachgarbe oben drauf. Sobald die Ähren von der Sonne noch fertig durchgereift waren, wurden sie eingesammelt, anschliessend beim Dreschen das Stroh vom Weizen getrennt und dann die Getreidekörner in die Mühle gefahren. Der Haushaltsgrösse angepasst war man verpflichtet, eine Selbstversorgermenge an Mehl einzubehalten. Das bescherte uns vor allem in der Winterzeit immer Holzofenbrot aus dem Kachelofen, der ohnehin zum Beheizen eingefeuert sein musste.

Auf dem Kartoffelacker freute man sich jeweils, unter den früh reifen Sorten mit Namen wie Bintje, Désirée, Urgenta, Sirtema oder Ostara, erste Mahlzeiten auszugraben. Dazu nahm man ein Karsthacke mit drei Zinken zuhilfe. Kartoffelmahlzeiten waren in unserer Bauernküche – in vielen Zubereitungsformen – so alltäglich wie Brot und Milch.»

Fotos gesucht!

Besitzen Sie Fotos oder haben Erinnerungen an das Mühlethal von früher? Die Autoren Christian Roth (*1973) und Ernst Roth (*1950) sind für weitere Mühlethaler Geschichten daran interessiert. Bitte melden Sie sich bei der Redaktion unter Telefon 062 745 93 93 oder E-Mail: redaktion@wiggertaler.ch.

Wilfried steht mit einem Kätzchen auf dem Arm neben einer Muttersau.
Bild: zvg
Familie Hügli vor dem Rottannenhof.
Bild: zvg