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Einst Kurbad, heute Ausflugsziel – am Samstag Schwingfest-Arena

Bad Lauterbach. Ein klingender Name mit reicher Vergangenheit. Hof, Gasthof, Kurort mit Heilbad, Internierungslager, beliebtes Ausflugsziel. Und nun findet beim altehrwürdigen Haus am kommenden Samstag sogar ein Kranzschwingfest statt: Das 1. Frauen- und Meitlischwinget. Anschwingen ist um 9.30 Uhr.

Oftringen 20. Mai: 1. Frauen- und Meitlischwinget beim Gasthof Bad Lauterbach

Idyllische und ruhige Lage mitten im Grünen, bei schönem Wetter eine phänomenale Aussicht bis in die Alpen. Nicht zuletzt deshalb ist der Gasthof Bad Lauterbach gerade bei Wanderern ein beliebtes Ausflugsziel. Doch am kommenden Samstag werden im Lauterbach für einmal ganz andere Gäste erwartet. Die Bösen kommen – und die Bösen sind in diesem Fall nicht schwingende Männer, sondern Frauen. Das 1. Frauen- und Meitlischwinget findet unter dem Patronat des Eidgenössischem Frauenschwingverbands (EFSV) und des Gasthofs Bad Lauterbach im Oftringer Weiler statt. Ein bedeutendes Schwingfest im Kalender des Verbands, ist es doch als Kranzschwingfest ausgeschrieben. Aus den Resultaten der insgesamt sieben Kranzschwingfeste werden dann die Besten der Jahresrangliste ermittelt – und nur diese qualifizieren sich schliesslich für das Eidgenössische Frauen- und Meitlischwingfest vom 2. September in Grächen.

Oftringen füllt die Lücke

Längere Zeit sah sich der EFSV mit grösseren Schwierigkeiten in seiner Saisonplanung konfrontiert, liess sich doch für die Zeit zwischen den ersten beiden Kranzschwingesten – 24. April in Huttwil und 24. Juni in Tramelan – kein Veranstalter für ein weiteres Kranzschwingfest finden. Zwei Monate Pause für die Schwingerinnen in einer Zeit, bei der den Männern wöchentlich Schwingfeste stattfinden. «Wenn man bedenkt, dass Schwingerinnen genau gleich intensiv trainieren wie Schwinger, ist das doch ein unhaltbarer Zustand», fand Roger Willimann, Besitzer des Gasthofs Bad Lauterbach. Als privater Eventveranstalter nahm Willimann anfangs Jahr Kontakt mit EFSV-Präsidentin Fränzi Ruch auf. Nach einem Besuch der EFSV-Präsidentin vor Ort im Februar waren sich die beiden Parteien schnell einig. Am 20. Mai wird ein Frauen- und Meitlischwinget beim Bad Lauterbach stattfinden. Ein äusserst ambitioniertes Vorhaben. OK-Präsident Roger Willimann scharte in der Folge ein rühriges Organisationskomitee mit René Wullschleger (Vizepräsident / Presse), Fritz Leiser (Gaben / Personal), Willi Schillig (Schwingen), Marcel Hunziker (Festwirtschaft), Ernst Flückiger (Verkehr) und Alex Willimann (Bau) um sich, das die Herausforderung annahm und heute von sich behaupten darf: «Wir sind bereit!»

Ein starkes Teilnehmerfeld und viele Favoritinnen

«Wir sind mehr als zufrieden», betont Pressechef René Wullschleger, angesprochen auf das Feld der Teilnehmerinnen. 120 Anmeldungen sind in den vier Kategorien – Frauen (Jahrgang 2007 und älter), Meitli 1 (Jahrgänge 2008 – 2010), Meitli 2 (Jahrgänge 2011 – 2013) und Zwergli (Jahrgänge 2014 – 2017; hier können auch Knaben mit Jahrgang 2016 und jünger mitschwingen) – eingegangen. Geschwungen wird ab 9.30 Uhr auf drei Plätzen, entsprechend gedrängt werde das Programm ausfallen, damit der Zeitplan eingehalten werden könne, meint Wullschleger.

Mit Ausnahme der amtierenden Schwingerkönigin Diana Fankhauser, die erst im Sommer in die Saison startet und der Schlussgangteilnehmerin von Huttwil, Deborah Beer, hat sich bei den Aktiven alles angemeldet, was Rang und Namen hat. 27 Aktive sind gemeldet und kämpfen um die begehrten Kränze. Das letzte Kräftemessen in Huttwil habe aufgezeigt, dass die Spitze bei den Schwingerinnen breit sei, führt Wullschleger aus, die Tagesform, aber auch die Einteilung werde massgeblich darüber entscheiden, wer sich am Abend ganz vorne platziere. Zum Kreis der Favoritinnen zählt Wullschleger Isabel Egli (Menzberg), Melissa Klossner (Horboden), Fränzi Rickenbacher (Zunzgen) und Jasmin Gäumann (Häutligen), Aussenseiterchancen müssten auch Mélissa Suchet (Grandvillard) und Verbandspräsidentin Fränzi Ruch (Eriz) zugeschrieben werden. Die Siegerin erhält übrigens keinen Lebendpreis, wie das bei Männer-Schwingfesten üblich ist. Ehrengast und Hauptpreissponsorin ist Starköchin Meta Hiltebrand, welche die Siegerin zusammen mit sechs weiteren Gästen zu einem feinen Essen in ihr Kochstudio in Zürich einladen wird, wie OK-Präsident Roger Willimann verrät.

400 Zuschauerinnen und Zuschauer verzeichnete das erste Kranzschwingfest auf dem Oberbühl in Huttwil dieses Jahr. «Wir rechnen mit ähnlichen Zuschauerzahlen», gibt der Oftringer Pressechef zu verstehen. Es seien ja fast hundert Meitli- und Zwergli-Schwingerinnen angemeldet, die in Begleitung von einem oder mehreren Familienmitgliedern anreisen würden. Natürlich hofft das Organisationskomitee auch auf Zuschauerinnen und Zuschauer aus der Region. Diese werden aber gebeten, nach Möglichkeit zu Fuss oder per Fahrrad zum Bad Lauterbach zu kommen. «Sollte es in den nächsten Tagen weiterhin nass bleiben, so werden wir die Parkplätze in den Wiesen kaum benutzen können», sagt er. 

Rund 180 aktive Schwingerinnen

Die Geschichte des Frauenschwingsports in der Schweiz ist recht jung. Am 17. August 1980 fand in Aeschi bei Spiez der erste Frauenschwinget in der Schweiz. Organisiert wurde es praktisch im Alleingang von Dora Hari – gegen viel Widerstand aus Schwingerkreisen. «Wir distanzieren uns in aller Form vom Damenschwingen. Leider können wir es nicht verbieten», meinte etwa der damalige Präsident des Bernisch-Kantonalen Schwingerverbands. Was dann passierte, übertraf alle Erwartungen: Rund 15´000 Personen pilgerten ins kleine Dorf, um beim Schwingfest dabeizusein. Der Eidgenössische Frauenschwingverband wurde erst 1992 gegründet. Mittlerweile zählt der EFSV rund aktive 180 Schwingerinnen, rund zwei Drittel davon sind Mädchen.

Auch die jüngsten Schwingerinnen bieten packenden Schwingsport.
Bild: zvg

Festprogramm

9.30 Uhr, Anschwingen

12 Uhr, Mittagspause

13 Uhr, Fortsetzung der Gänge

ca. 16.30 Uhr, Schlussgänge

ca. 17.30 Uhr, Rangverkündigung

anschliessend, Verpflegung durch Meta Hiltebrand (Risotto und Dagmersellerli)

Ein geschichtsträchtiges Haus

Gezeichnete Postkarte um 1900 mit typischer Grössen-Überzeichnung zu Reklamezwecken. Zimmertrakt mit grossem Saal und Badhaus sind deutlich überdimensioniert.
Bild: Sammlung Ortsmuseum Oftringen

Der Lauterbachhof wurde 1627 errichtet, 1747 liess der damalige Besitzer Bernhard Zimmerli das Hauptgebäude umbauen. In der Folge gelangte die Liegenschaft an Moritz Arber, der mit einer auf seinem Grundstück gefassten Quelle eine kleine Badeanstalt betrieb. Arber erhielt 1817 eine «Bade-Conzession» und 1820 das Wirtschaftspatent. Damit war die Grundlage für das Kurhaus «Bad Lauterbach» gelegt, das unter verschiedenen Besitzern und mit wechselndem Erfolg bis zum Ersten Weltkrieg Bestand hatte. Während des Zweiten Weltkriegs – in den Jahren 1943/44 – wurde das Haus sogar von Kriegsflüchtlingen belegt. Der ehemalige Oftringer Museumskonservator Bruno Schläfli hat die Geschichte des Weilers Bad Lauterbach in einem reich illustrierten Büchlein dokumentiert. Dieses ist zum Preis von 10 Franken im Oftringer Ortsmuseum oder im Gasthof Bad Lauterbach erhältlich. Weitere Bilder finden Sie unter www.wiggertaler.ch.