Am Montag grassiert das Jazz-Fieber in der Zofinger Altstadt
Zofingen Am 3. Juli, 17 Uhr, startet das 25. «New Orleans Meets Zofingen»
«Für die Jubiläumsausgabe haben wir uns mächtig ins Zeug gelegt», sagt Walter Bloch. Der 69-jährige Bloch ist OK-Präsident des «New Orleans Meets Zofingen» (NOMZ), das dieses Jahr erstmals nach der Pandemie wieder mit einer Vollversion aufwartet. Neun Acts sind während dem sieben Stunden dauernden Festival in der Zofinger Altstadt angesagt. «Das Lineup ist so vielfältig wie noch nie», betont Bloch, neben Topacts aus der internationalen Blues- und New Orleans-Szene wie Big Daddy Wilson oder der Vargas Blues Band wartet das NOMZ auch mit viel Swissness auf. Zum Beispiel mit dem schnellsten Boogie-Woogie-Spieler der Welt, Nico Brina, der auf dem Postplatz zusammen mit den legendären «Jackys» auf der Bühne steht. Der nimmermüde Rock´n´Roller und Bandleader «Jacky» Ueli Schmutz hat mittlerweile zarte 78 Jährchen auf dem Buckel und steht seit 58 Jahren auf der Bühne – und wer ihn hört, weiss: Sein Leben sind nach wie vor Rock´n´Roll, Blues und Boogie. Rock´n´Roll – das ist auch das Ding der Poorboys, die auf dem Chorplatz aufspielen. Ein weiterer aussergewöhnlicher Auftritt ist auf dem Thutplatz mitzuerleben, wo der musikalische Tausendsassa und Bandleader Christof Walter – er trat schon mit Stars wie Donna Summer, Lou Bega, Albert Hammond, Paul Anka, Amy Macdonald, Alvaro Soler oder Anastacia auf – zusammen mit seiner Lebenspartnerin Nelly Patty auf der Bühne steht. Die französische Chansonnière mit italienischen Wurzeln hat die Leidenschaft für Musik genauso in den Genen wie das Temperament und eine unnachahmliche Grazie.
Wer lieber den traditionellen Swing der 30-er- und 40-er-Jahre hören möchte, ist zu vorgerückter Stunde auf dem Thutplatz bestens bedient, wenn dort die Jazz Steps Band, eine sechsköpfige Swing-Formation aus Ungarn, für Sound sorgt. Nostalgische Seelen und tanzwütige Herzen begeben sich bereits um 19 Uhr auf den Thutplatz, wenn das Rufus Temple Orchestra aus Berlin die schönsten Perlen des Hot Jazz und des Ragtime der 1920-er Jahre zum Klingen bringt. Und auch die Freude des traditionellen New Orleans Jazz kommen am Jubiläums-NOMZ auf ihre Rechnung, wenn die Bridge Pipers Jazzband mit einem abwechslungsreichen Programm aus Dixieland, Blues, Märschen, Latino-Titeln, Gospels, Spirituals und Hymnen aufwartet – ebenfalls auf dem Thutplatz ab 17.30 Uhr. Und damit auch die ganze Altstadt zum Klingen kommt, ist auch dieses Jahr wieder eine Marching Band unterwegs. «jazzCube» – die mobile Oldtime-Formation nimmt die Zuhörenden mit auf eine Reise durch die Jazzgeschichte der 1920er- bis 1950er Jahre.
Ein Service-Club wird Festival-Veranstalter
Erstmals durchgeführt wurde das New Orleans Meets am Mittwoch, 2. Juli 1997. Das Festival, welches durch seine grosse Bekanntheit weit über die Region hinaus beste Werbung für die Thutstadt macht, stiess beim Zofinger Stadtrat zu Beginn auf etwelchen Widerstand. «Unser Gesuch für die Durchführung des ersten Festivals wurde vom Stadtrat damals abgelehnt», erinnert sich der erste OK-Präsident Beat Strasky, der damals selber im Stadtrat Zofingen sass. In der Kinderfest-Woche dürften keine weiteren Auftritte stattfinden, sei die Begründung gewesen. «Nach einem Wiedererwägungsgesuch erhielten wir eine für zwei Jahre gültige Ausnahmebewilligung – unter der Bedingung, dass wir sämtliche Auf- und Abbauarbeiten selbst vornehmen würden», erinnert sich Strasky. Vier Bands traten1997 auf den beiden Bühnen auf dem Lindenplatz und Thutplatz auf, zudem war mit der Algiers Brass Band auch eine Marching Band in der Altstadt unterwegs, die die 2500 Zuhörenden bei schönem Wetter unterhielt.
Angeregt wurde das NOMZ von Franz Leupi, ebenfalls Mitglied des Kiwanis-Clubs und Inhaber der Galerie «Leupis Art Place» in der Bärengasse. «Er kam mit einer tollen Idee auf unseren Club zu», erinnert sich Strasky. Er habe beste Beziehungen zum Ascona-Jazzfestival und möchte die dort auftretenden Jazzmusiker für einen Auftritt in Zofingen gewinnen.
Konzept erfuhr wenige Veränderungen
Der Rest ist Geschichte. «Das ursprüngliche Konzept erfuhr im Lauf der Zeit wenig Veränderungen, das Festival wurde grösser, bekannter und beliebter», betont Beat Strasky. Die Bühne auf dem Lindenplatz musste aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden, die Besucherzahlen wuchsen von 2500 beim ersten Festival über 3500 (1998) auf 7000 – 8000 (1999) an. Nach einem Schlechtwetter-Taucher im Jahr 2000, wo «nur» 5000 – 6000 Besucherinnen und Besucher das NOMZ verfolgten, pendelten sich die Besucherzahlen zwischen 8000 bis 10´000 ein. Ab 2000 wurde auch erstmals ein nummerierter Eintrittspin verkauft, dessen Erwerb allerdings freiwillig war. Am späteren Abend fand eine Verlosung statt, bei der der glückliche Besitzer des ausgelosten Pins einen Flug nach Orleans gewann.
Einen ersten und bisher einzigen Tiefschlag hatte das Organisationskomitee 2020 zu verdauen. Die Pandemie verunmöglichte die Durchführung des NOMZ. «Das hat weh getan», bestätigt Walter Bloch, sei doch das Festival vollständig aufgegleist gewesen. Mit zwei Charity-Events nahm das NOMZ in den beiden Folgejahren wieder Fahrt auf, mit dem Jubiläumsfestival von diesem Jahr will man wieder zur alten Grösse zurückfinden. «Schön ist, dass wir allen Widrigkeiten wie Pandemie oder Wetterpech zum Trotz fast nie ein Defizit verzeichnen mussten», findet Walter Bloch, der den vielen, dem NOMZ wohlgesinnten Sponsoren und Gönnern für ihre Treue unendlich dankbar ist.
Gewaltiger Effort für wohltätige Zwecke
Es sei tatsächlich ein gewaltiger Effort, den das OK Jahr für Jahr leistet, meint der gewiefte Organisator Walter Bloch. Ihn zu leisten sei über all die Jahre auch dadurch erleichtert worden, dass es im OK wenige Wechsel gegeben habe. Für Walter Bloch ist es speziell, dass etwa Erich Müller in seinem hohen Alter das Amt als Bauchef immer noch mit Elan und Begeisterung ausfülle. Oder Hans Rudolf Baumann während 17 Jahren verantwortlich für den Gastronomie Bereich gewesen sei. «Eine gewaltige Arbeit, die das OK im Zeitraum von etwa neun Monaten für ein siebenstündiges Fest leistet», bilanziert Bloch. Eine Arbeit aber, die sich auf jeden Fall lohne. «Für die Leute, welche einen tollen Abend erleben dürfen und für all jene Institutionen, denen wir in den vergangenen Jahren den Reingewinn des Events zukommen lassen konnten», meint er. Eine gewaltige Summe: Rund eine Million Franken durften die Kiwaner in den vergangenen 25 Jahren sozialen Institutionen zukommen lassen. Wer dieses Jahr begünstigt wird, ist übrigens noch nicht entschieden. Doch eines ist sicher: Mit dem Geld wird auch dieses Jahr wieder viel Gutes ermöglicht werden.