Stadtpräsident vor Städtlifescht 900 Jahre Aarburg: «Wir können es nirgends schöner haben als hier»
Hans-Ulrich Schär, bald geht es los mit den 900-Jahr-Feierlichkeiten. Wie gross ist die Vorfreude, wie gross die Nervosität?
Hans-Ulrich Schär: Sie halten sich in etwa die Waage. Aber die Vorfreude ist schon sehr gross, zumal mich die Langzeitwetterprognose positiv stimmt. Selbstverständlich gehört vor so einem Fest ein nervöses Grundrauschen dazu, auch in der Kommission. An der letzten Sitzung kamen nochmals Fragen auf, es gab Klärungsbedarf. Da ich nicht das erste Mal so ein Fest organisiere, bringt mich das aber nicht aus der Ruhe.
Was waren die Herausforderungen bei der Vorbereitung?
Die Verzögerung auf der Rathaus-Baustelle. Ursprünglich planten wir einen Teil des Festplatzes vor dem Rathaus, da mussten wir umdisponieren. Entsprechend gefordert waren auch die betroffenen Vereine. Von Unannehmlichkeiten betroffen sind auch die Anwohnenden im Städtli. Ihnen und dem Gewerbe, das eine Woche lang eingeschränkt ist, bedanke ich mich schon jetzt von Herzen für das Verständnis.
Welches sind aus Ihrer Sicht die Highlights des Festwochenendes?
Es ist schwierig, da etwas herauszupicken, so viel Verschiedenes wird geboten! Grundsätzlich gilt: Es ist ein Programm für alle. Der Freitag ist eher für das gesetztere, der Samstag für ein jüngeres Publikum. Und der Sonntag läuft unter dem Motto Kids-Day. Der Fokus liegt an diesem Wochenende auf der Geschichte des Städtli. Schön ist, dass viele Vereine mitmachen und unterschiedliche Programmpunkte anbieten. Während der Vorbereitungen haben wir aber auch gemerkt, dass so ein grosses Fest kleinere Vereine eher überfordert. Einige waren aufgrund ihrer Mitgliederstruktur nicht in der Lage, mitzumachen. Das bedaure ich. Toll ist, dass sich die Jugendarbeit, das Heimatmuseum und die Bibliothek ebenfalls am Programm beteiligen.
Hans-Ulrich SchärIch wusste schon früh, dass das Jahr 2023 speziell wird. Entsprechend habe ich mir selber eine Feriensperre auferlegt in gewissen Zeiten.
Stadtpräsident Aarburg
Sie haben im Autorenteam der neuen Stadtgeschichte mitgewirkt, spielen im Freilichttheater «Füür im Dach» mit und amten als OK-Präsident des Fests – neben ihrem Job und ihrem politischen Engagement als Stadtpräsident. Wie geht das alles zusammen?
Ich wusste schon früh, dass das Jahr 2023 speziell wird. Entsprechend habe ich mir selber eine Feriensperre auferlegt in gewissen Zeiten. Ich habe auch andere Hobbies und private Aktivitäten zurückgestellt. So kommt im Bereich Schwingen nichts mehr von mir. Und der Aufwand für das Theater hielt sich in Grenzen, da ich den Text teilweise ablesen darf.
Warum engagieren Sie sich derart für das Städtli?
Es ist die Liebe zum Städtli, die Verbundenheit. Ich finde, Aarburg hat das verdient. In letzter Zeit konnten wir bezüglich Image doch einiges bewegen. Dazu kommt, dass mir Geschichte und Tradition wichtig sind. Weiter war es mir ein Anliegen, die Aarburger Stadtgeschichte zu komplettieren und zu aktualisieren.
Was ist Ihnen beim Aufarbeiten der Stadtgeschichte besonders in Erinnerung geblieben?
Früher gab es eine Jugendsendung mit Heidi Abel, die «Was man kennt und doch nicht weiss» hiess. So ging es mir mit der Stadtgeschichte. Ich habe erfahren, dass es früher den FC Black Boys Aarburg gab, der im Schachen – also auf der anderen Aareseite – spielte. Es gibt aus dem Jahr 1912 eine Flugaufnahme. Speziell ist auch die Erkenntnis, dass Aarburg mal verkauft wurde und ein Teil vom heutigen Olten früher mal zu Aarburg gehörte.
Was macht für Sie die Besonderheit von Aarburg aus?
Vermutlich das Pittoreske, die Ausstrahlung von Kirche, Festung und Woog. Aber auch die Nähe zur Natur und zur Historie. Zudem ist Aarburg in den letzten Jahren urbaner geworden. Allerdings bin ich immer hin- und hergerissen zwischen Landwirtschaft und Wachstum.
An welchem Ort in Aarburg sind Sie besonders gerne?
Ganz klar auf dem elterlichen Hof im «Tiefelach» (hier lebt Hans-Ulrich Schärs Bruder mit seiner Familie, Anm. d. Red.). Er ist mein Daheim, mit den Tieren und der Familie. Er ist mein Kraftort.
Hans-Ulrich SchärDer Norden ist der Schwerpunkt, hier müssen wir hinschauen.
Stadtpräsident Aarburg
Welche Entwicklungen des Städtli bereiten Ihnen Freude, welche eher Sorgen?
Positiv zu erwähnen sind die Renovation der Gebäude «Alte Post» und «Stadtgarten». Sie werden aktuell aufgewertet. Es ist aber ein ständiger Kampf zwischen dem Bewahren von Historischem und betriebswirtschaftlichen Ansprüchen. Nun muss die Stadt noch die «Falken»-Renovation angehen. Eher Sorgen bereiten das ehemalige Coop-Areal auf der Höhe, das Areal mit der ehemaligen Garage Plüss und weitere brach liegende Parzellen. Das zeigt aber auch: Der Norden ist der Schwerpunkt, hier müssen wir hinschauen. Im Süden ist es eigentlich nur noch das «Krone»-Areal. Hier liegt der Ball aktuell beim Kanton. Ein grosses Thema ist zudem die neue Bau- und Nutzungsordnung.
In den vergangenen Monaten hat es beim Verwaltungspersonal gewaltig rumort. Es kam zu Abgängen, vor allem im Führungsbereich. Gibt es Erklärungen dafür?
Es gab unterschiedliche Auffassungen zur operativen und strategischen Ausrichtung. Bei jeder einzelnen Person kamen aber auch noch andere Gründe dazu. Beispielsweise das Alter verbunden mit einer Neuausrichtung oder ein kürzerer Arbeitsweg. Die Abgänge möchte ich aber als Chance sehen: Es kommen neue Leute ins Team mit neuen Ansichten und anderem Gepäck im Rucksack. Mit den Neueinstellungen hatten wir grosses Glück. Wichtig ist, dass wir das Team nun stabilisieren. Man darf nicht vergessen, dass das Personal stark belastet ist durch den Umbau des Winkelgebäudes und des Rathauses. Da sind wir als Arbeitgeber gefordert.
Nicht nur das Personal, auch die Bürgerinnen und Bürger mussten aufgrund der Umbauarbeiten Unannehmlichkeiten hinnehmen. Anfragen werden langsamer bearbeitet und mit dem Umbau begründet, das Baubewilligungsverfahren dauert sehr lange.
Die Abteilung Bau ist generell überlastet, da der Arbeitsmarkt ausgetrocknet ist. Das hat nichts mit dem Umbau zu tun. Es dauert wohl noch etwa ein Jahr, bis die Arbeiten abgeschlossen sind. Aber natürlich sollten die Bürgerinnen und Bürger auch in dieser Zeit Antworten erhalten und bedient werden. Und obwohl das Personal gestresst ist, sollte der Dienstleistungsgedanke hochgehalten werden. Den Bürgerinnen und Bürgern danke ich für das Verständnis in dieser Zeit.
Hans-Ulrich SchärEs geht darum, sich zu treffen, auszutauschen, den Zusammenhalt zu stärken. Die Menschen sollen sehen, dass Aarburg nicht nur eine Schlafgemeinde ist.
Stadtpräsident Aarburg
Zurück zu Erfreulicherem, zur 900-Jahr-Feier. Warum lohnt es sich, auch als auswärtige Person, am Wochenende nach Aarburg zu kommen?
Man kann einfach mal sein und die Schönheiten von Aarburg geniessen. Dann merken auch Auswärtige, was hier so alles los ist. Das Festgelände zieht sich übrigens auch in den Bereich an der Aare, der nicht so bekannt ist wie die Woog.
Was soll die Feier dem Städtli und den Einwohnerinnen und Einwohnern bringen?
Es geht darum, sich zu treffen, auszutauschen, den Zusammenhalt zu stärken. Die Menschen sollen sehen, dass Aarburg nicht nur eine Schlafgemeinde ist. Wir können es nirgends schöner haben als hier.