Spannende Einblicke in eine etwas andere Arbeitswelt
Rothrist 3./4. November: Tag der offenen Tür und Basar in der Borna
Da kommt er angerollt. Eine blaue Schürze über dem bordeauxroten Pullover. Ein eher rundliches Gesicht, zwei wache Augen, die den Gast erst mal taxieren. Eine freundliche Begrüssung – und schon fährt Thomas Schär in seinem Rollstuhl an die Bohrmaschine. Die Schreinerei in der Borna ist seit gut zwanzig Jahren sein Arbeitsplatz. «Heute bin ich am Bohren», sagt der 57-Jährige, nimmt ein rechteckiges Holzstück aus Eiche zur Hand, setzt eine Lehre darauf und schiebt das Holzstück bis zum Anschlag unter den Bohrer. Dann betätigt er den Bohrschlitten – und schon ist das erste Loch gebohrt. «Dank diesen Vorrichtungen kann ich die Löcher millimetergenau setzen», erklärt Schär, platziert das gelochte Holz auf einer schon ansehnlich grossen Beige und nimmt das nächste Holzstück zur Hand. «Ich muss später in jedem Holzstück noch zwei weitere Löcher bohren», sagt er, doch das passiere in einem weiteren Arbeitsschritt, für den die Maschine umgestellt werden müsse.
Wofür werden denn diese Hölzer verwendet? Auch da kann Thomas Schär weiterhelfen. «Es sind sogenannte Ausstreichhölzer, die für Belagsarbeiten im Strassenbau verwendet werden», weiss er. Die drei Löcher werden ins Eichenholz gebohrt, damit ein Stiel montiert werden kann. Mit den fertigen Ausstreichhölzern wird im Strassenbau der Teer in den Ecken und Rändern überall dort manuell ausgestrichen, wo die Asphaltfertiger nicht hingelangen.
Seit über 40 Jahren in der Borna
Dann geht´s ab in die Cafeteria, dort lässt es sich etwas ruhiger sprechen. Thomas Schär erzählt aus seinem Leben. In Vordemwald geboren, in Brittnau aufgewachsen. «Ich bin seit Geburt im Rollstuhl», sagt er, «Spina bifida, offener Rücken». Vor ziemlich genau vierzig Jahren, am 5. September 1983, sei er dann in die Borna gekommen. Die ersten fünfzehn Jahre zum Wohnen und Arbeiten. «Anschliessend habe ich 22 Jahre lang auswärts gewohnt», sagt er, zuletzt in der Sagimatt in Vordemwald. «Eine schöne Zeit», betont Schär, «weil man da auch mal etwas anderes gesehen hat». Vor drei Jahren ist er schliesslich als Bewohner in die Borna zurückgekehrt. «Weil es nicht mehr geht», sei ihm gesagt worden. Doch allmählich gefalle es ihm auch das Leben in der Borna wieder.
Trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung ist Thomas Schär sehr selbständig unterwegs. So nahm er den Arbeitsweg zwischen Vordemwald und Rothrist jeweils selbst unter die Räder. Mit einem motorisierten Vorspannbike, das er mittels Schnellverschluss mit seinem Rollstuhl verbinden konnte – und mit dem er auch heute noch ab und zu ins Café Bijou geht. In der Borna hat Thomas Schär schon in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. Zuerst in der allgemeinen Abteilung, in der schwergewichtig Konfektionierungsarbeiten verrichtet werden. Später in der Montageabteilung und jetzt seit gut zwanzig Jahren in der Schreinerei. Ihm sage das Arbeiten mit Holz eigentlich am besten zu, er würde sich allerdings manchmal etwas mehr Abwechslung wünschen. «Und manchmal würde ich mir auch eine Arbeit wünschen, bei der man den Kopf etwas mehr einsetzen müsste», sagt er. Trotzdem: Die Abteilung möchte er nicht wechseln – und er könne sich sogar vorstellen, nach seiner Pensionierung noch in einem reduzierten Pensum weiterzuarbeiten. «Sonst geht ja die Zeit nicht um», sagt er schmunzelnd und weil er gerne arbeite. «Ja, das stimmt», sagt auch Kurt Siegenthaler, Abteilungsleiter Schreinerei. Er schätze Thomas Schär als Mitarbeiter mit grosser Ausdauer sehr.
Über die Schultern schauen
Thomas Schär ist einer von rund 150 Mitarbeitenden, welche in den verschiedenen Abteilungen der Borna tagtäglich eindrückliche Leistungen erbringen. In einer etwas anderen Arbeitswelt, als sie die meisten wohl kennen. Ihnen allen kann man bei ihrer Arbeit an Tag der offenen Tür vom 3. und 4. November über die Schultern schauen. Rundgänge durch die Werkstätten sind am Freitag von 13 bis 17 Uhr, am Samstag von 9 bis 16 Uhr möglich. Und sie sind immer eine gute Gelegenheit, mit Mitarbeitenden und Bewohnenden der Borna in ein Gespräch zu kommen.
Weitere spannende Einblicke bieten die Rundgänge durch die Tagesstruktur im dritten Stock des Wohnheims, die zu den gleichen Zeiten besichtigt werden kann. Für 26 Menschen mit Beeinträchtigung sind dort drei verschiedene Ateliers eingerichtet worden. Im Näh-, Papier-/Upcycling- sowie im Industrieatelier herrscht momentan Hochbetrieb, werden doch zahlreiche Geschenkartikel für den Basar hergestellt
Stöbern im Basar und küchenfrei machen
Nach dem Rundgang durch Werkstätten und Tagesstruktur ist der Besuch des Borna-Basars ein absolutes Muss. Dort wird eine grosse Auswahl an Geschenkideen und Dekorationsartikeln angeboten, die praktisch durchwegs in der Borna gefertigt wurden. Witzige Filzfiguren, denen der Schalk aus den Augen schaut, gefilzte Kartoffelwärmer oder handgefertigte Weihnachtskarten aus der Tagesstruktur. Deko-Weihnachtsbäume aus der Schreinerei, Kerzen aus dem Kerzenatelier oder die witzigen (B)Engeli aus Holz, welche sich als Dekoration in jedem Garten gut machen. Und noch ganz vieles mehr. Am besten: Einfach vorbeischauen in der Borna am Tag der offenen Tür mit Basar am diesem Freitag und Samstag. Und wieso nicht auch gleich küchenfrei machen? Für das leibliche Wohl ist nämlich an beiden Tagen bestens gesorgt. Am Samstag haben Besuchende zum Mittagessen die Qual der Wahl: Älplermagronen mit Apfelmus, eine Gulaschsuppe oder doch lieber eine Bratwurst. Passt nicht? Dann bietet sich ein feines Raclette an. Und zum Abschluss lockt in der Cafeteria ein feines Kuchenbuffet. Und wer gerne noch etwas mehr vom Süssen hätte: Die feinen Waffeln werden in der Borna an beiden Tagen zum Verkauf angeboten.
Neubau kommt aus dem Boden – Terminplan stimmt
Ja, und dann kann man, zumindest aus der Ferne, auch noch einen ersten Blick auf den Neubau werfen, der jetzt aus dem Boden kommt. Gesamtleiterin Christine Lerch zeigt sich glücklich, dass die Arbeiten bis jetzt nach Terminplan verlaufen. «Wenn es so weitergeht, kann der Umzug in die neue Werkstatt wie geplant im Mai 2025 erfolgen», sagt sie. Der Umzug ins neue Wohnheim ist anschliessend – Ende Juni / Anfang Juli 2025 – geplant.
Parkplätze Mangelware
Momentan wird auf dem Gelände der Borna gebaut. Deshalb sind direkt beim Gebäude keine Parkplätze verfügbar. Die Anzahl der öffentlichen Parkplätze bei der Badi ist beschränkt. Weitere Parkmöglichkeiten gibt es beim Rössli (nur rechte Seite) sowie am Samstag auf dem Areal der Wernli AG. Reisen Sie deshalb nach Möglichkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Besten Dank!