«Es soll ein schönes, friedliches Fest mit vielen Zuschauern werden»
Aarburg 26./27. Juli: Wasserfest der Aarburger Pontoniere
«Der Junge da, der noch kaum übers Boot hinaussieht, wird wohl noch keine zwölf Jahre alt sein». Das sei einer der Kommentare gewesen bei seinem ersten wettkampfmässigen Einsatz als Jungpontonier, erzählt Andi Richner. Zwölf Jahre alt, dieses Mindestalter gaben die Reglemente zu dieser Zeit vor, war Richner damals nicht. «Bei der Anmeldung wurde etwas geschummelt», sagt der 41-jährige OK-Präsident des Aarburger Wasserfests schmunzelnd. Heute dürfe man das zugeben, das Ganze sei ja verjährt. Und der Schweizerische Pontonier-Sportverband setzte das Mindestalter in der Zwischenzeit ja auch herunter. Eine schöne Episode. Eine Episode, die aber auch zeigt: Die Richners und das Wasserfahren – das hat schon immer gepasst. Die Familie gehört zum Pontonierfahrverein wie Festung, Kirche und Aarewoog zum Aarestädtchen. «Mein Urgrossvater Gottlieb Richner war 1880 eines der Gründungsmitglieder des traditionsreichen Vereins», sagt der 78-jährige Vater von Andi Richner, Jörg Richner, der von 1974 – 2012 im Wasserfest-Organisationskomitee war und dieses ab 2006 präsidierte.
Viel Aufhebens um ihr langjähriges Engagement mögen die beiden aber nicht machen. «Weder Andi noch ich haben das Amt gesucht, wir arbeiten eigentlich lieber im Hintergrund», betont Jörg Richner. Sie seien eingesprungen, weil es die Situation damals erforderte – zum Wohl des Vereins. «Schlussendlich geht es beim Wasserfest darum, den Verein zu finanzieren», führt er weiter aus. Eine Tatsache, die bereits die Gründungsmitglieder erkannt haben, wie ein Blick auf die Geschichte zeigt.
Von nautischen Spielen zum Wasserfest
Das Wasserfest hat in Aarburg eine lange Tradition, die fast so alt ist wie der 1880 gegründete Pontonierfahrverein. Wie aus den Vereinsprotokollen hervorgeht, wurde das erste offizielle «Fahr- und Schwimmfest» mit nautischen Spielen am 5. Juli 1885 durchgeführt. Von da an wurden regelmässig kleinere und grössere Feste an der Aarewoog abgehalten. Das erste Fest unter dem heutigen Namen Wasserfest fand 1926 statt. Hauptattraktion waren in dieser Zeit die nautischen Spiele vom Sonntagnachmittag, an denen sich üblicherweise mehrere Vereine beteilligten. Als erstmals Fernsehbilder in die Stuben von Herrn und Frau Schweizer flimmerten – ab 1953 sendete die SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) an fünf Tagen pro Woche ein rund einstündiges Programm aus – verloren die nautischen Spiele an Bedeutung. Schon 1954 trafen die Aarburger Pontoniere den Entscheid, erstmals ein Feuerwerk in den Aarburger Himmel zu schiessen. Damit verlagerte sich die Hauptattraktion auf den Samstagabend. 1023 Franken wendete der Verein für das erste Feuerwerk auf – der Eintritt kostete für Damen einen, für Herren zwei Franken.
1962 wurden die nautischen Spiele nochmals und gleichzeitig letztmals aufgeführt. Die Aarburger Pontoniere zeigten sich weiterhin innovativ und zogen für ihr grosses Fest immer wieder neue Register, um Gäste ins Aarestädtchen zu locken. 1958 etwa wurde auf dem Inseli unterhalb der Brücke eine Weinstube eingerichtet, zu der die Gäste mit Motorbooten geführt wurden. 1974 kam erstmals eine grosse schwimmende Tanzbühne auf acht Aluminiumpontons zum Einsatz. 1976 wurde ein beleuchteter Springbrunnen auf der Aare ins Programm aufgenommen. Das Wasserfest veränderte sich weiter – anstelle des Sonntagsprogramms sorgte der Freitagabend mit Dixieland- und Jazzkonzerten für einen grossen Publikumsaufmarsch.
Musik zum Feuerwerk
2000 wurde erstmals ein Musik-Feuerwerk durchgeführt. Um die Jahrtausendwende stand das Wasserfest-OK vor dem Problem, dass die Gäste vermehrt nur noch am Samstag nach Aarburg kamen. Es stellte sich die Frage, ob das Fest auf einen Tag beschränkt werden sollte. Es war die Idee von Jörg Richner, gleich an beiden Abenden ein Musik-Feuerwerk zu zünden. «Jetzt spinnst du aber komplett», habe ihm sein grösster Kritiker gesagt, als er ihm vorgängig zur Generalversammlung sein Konzept vorstellte. «Nach fünf Minuten war er aber überzeugt und half mit, weitere Ideen zu entwickeln», sagt Jörg Richner. An der Generalversammlung wurde Richners Vorschlag grossmehrheitlich angenommen. Bis heute können sich die Zuschauer an beiden Abenden an einem grossartigen Musik-Feuerwerk vor der wunderbaren Kulisse mit Born, Hutterhübeli, Stadtkirche und Festung erfreuen.
Wie der Vater so der Sohn. Auch Andi Richner, der seit 2012 im OK und seit 2018 OK-Präsident des Wasserfests ist, hat sein Husarenstück geleistet. Obwohl ihm zahlreiche altgediente Pontoniere davon abgeraten haben. Mehrmals versuchte das OK nämlich, den Platz vor dem Hofmatt-Schulhaus ins Festgelände einzubeziehen. «Über Jahrzehnte hinweg ist jeder Versuch gescheitert», erinnert sich Jörg Richner. Eine eigentlich ganz einfache Idee von Andi Richner brachte 2018 endlich den gewünschten Erfolg. «Wir haben den obersten Teil des Landhausquais gesperrt und den Zugang zum Festgelände über den Schulhausplatz geleitet», sagt Richner, «damit die Leute schon mal sahen, dass die Party nach dem Feuerwerk im schön geschmückten Festzelt mit Bier-Lounge und bei Live-Musik weitergehen wird». Die Lautsprecher-Durchsage nach dem Feuerwerk richtete den Rest.
Foodmeile, Feuerwerk, Live-Musik und Lunapark
So dürfen sich die Gäste auch dieses Jahr an zwei Abenden auf ein tolles Fest an der Aare freuen. Der Hunger kann an über 20 Food-Ständen gestillt werden und bei einem kühlen Drink in den diversen Bars finden sich neue Bekanntschaften. Als Abwechslung lockt ein Ritt auf einer der zahlreichen Bahnen im Lunapark auf der Badiwiese. Zwei bekannte Bands treten jeweils ab 21 Uhr auf dem Schulhausplatz live auf. Larissa Baumann & Band heizen die Stimmung mit Funk und Rock´n´Roll am Freitag an. Strawberry Jam, bestehend aus zehn sensationellen Musikern, heisst die Band, die am Samstag mit Ihrem Soul, Funk und Rock´n´Roll die Gäste zum Mitfeiern animieren wird. Da bleibt garantiert niemand sitzen! Highlight der beiden Abende wird aber ganz sicher das Musik-Feuerwerk sein. Toni Bussmann, der Feuerwerk-Spezialist von Bugano, wird wunderbare Bilder an den Aarburger Nachthimmel zaubern – am Freitag eher knallig und bunt, am Samstag eher klassisch und pompös. Beide Male begleitet von passender Musik. Der Eintritt für gesamte Programm kostet gerade einmal 20 Franken – wo gibt es das noch? «Es ist uns wichtig, den Gästen für den Eintritt etwas zu bieten», betont Andi Richner. Das ist den Aarburger Pontonieren bis heute gut gelungen. Nicht umsonst gilt das Wasserfest als eines der schönsten Feste in der Region. Und was wünscht sich der OK-Präsident fürs diesjährige Wasserfest? Das sei dieses Jahr ganz einfach zu sagen, meint er lachend: «Das nötige Wetterglück». Und fügt dann an: «Es soll ein schönes, friedliches Fest mit vielen Zuschauern werden». Wie alle zwei Jahre, wenn die Pontoniere ihr grosses Fest durchführen.