Jubiläumsfeier, Vereinschronik und Storchentrail mit Pastaplausch
Brittnau 100 Jahre Männerriege/Männerturnverein (MTV) Brittnau
Der Männerturnverein Brittnau feiert seinen 100. Geburtstag. Und kann dabei ziemlich detailliert auf seine ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Zu verdanken ist das Bruno Koch, Finanzchef des Vereins, der das gesamte Archiv des Vereins gesichtet hat. Über einen längeren Zeitraum hat sich der 65-jährige Brittnauer durch sämtliche Protokollbücher und Kassa-Unterlagen gelesen und auch die ab 1952 vorhandenen Fotobücher gesichtet. «Eine Arbeit, für die ich wohl prädestiniert war», sagt Koch, der nach einer Lehre als Automechaniker Geschichte studiert hat und dann als Historiker tätig war, bevor er sich der Rückversicherungsbranche zuwandte. Das Resultat der aufwendigen Recherchen darf sich sehen lassen. Entstanden ist eine 60 Seiten starke, äusserst informative, reich bebilderte und schön gestaltete Chronik, welche die Entwicklung von der Männerriege bis hin zum Männerturnverein dokumentiert.
Aus dem Turnverein heraus entstanden
Im Dezember 1924 wurden die Bemühungen um die Gründung einer Männerriege vom Vorstand des Turnvereins Brittnau aufgenommen, wie sich im ersten Protokoll nachlesen lässt. Ein Komitee traf die Vorarbeiten und suchte nach «an körperlicher Ertüchtigung interessierten Männern». Mit Erfolg. Bereits an der ersten Orientierungsversammlung vom 11. Dezember 1924 konnte ein fünfköpfiger Vorstand gewählt werden. Fritz Kunz wurde erster Präsident der Männerriege – Fritz Buchmüller, der ehemalige Oberturner des Turnvereins, wurde als Leiter der Turnstunden gewählt. «Für mich gibt es zwei wahrscheinliche Beweggründe, die zur Gründung der Männerriege führten», erläutert Bruno Koch. Zum einen wollte man wohl für diejenigen Turner, die 38 Jahre nach der Gründung des Turnvereins etwas älter geworden waren, ein angepasstes Training anbieten. Zum andern war im Gründungsjahr die damals sehr moderne Turnhalle fertig gestellt worden. «Nun konnte auch bequem in der Halle geturnt werden konnte, während man sich früher mit Freiübungen oder Spielen, die auf einer Wiese gespielt werden konnten, begnügen musste», meint Koch. Die erste Turnstunde fand bereits am 15. Januar 1925 statt.
28 Männerturner im Durchschnittsalter von 35 Jahren waren die ersten Mitglieder der Männerriege. In den ersten Jahren stagnierte der Mitgliederbestand, ab 1930 setzte ein schubweises Wachstum ein. In den frühen 1940-er-Jahren konnte die Riege erstmals mehr als 60 Mitglieder ausweisen. Um 2010 wurde der absolute Höchststand mit über 70 Mitgliedern erreicht. Auch heute noch hat der Männerturnverein Brittnau mit rund 60 Mitgliedern eine respektable Grösse. Nicht mehr vergleichbar mit der Gründungszeit ist allerdings das Durchschnittsalter. Mit 63 Jahren ist es fast doppelt so hoch wie 1924.
Ohne grössere Nebengeräusche ging 2004 die Überführung der Männerriege in den Männerturnverein Brittnau über die Bühne. War schon die Männerriege mit eigenem Vorstand, eigener Kasse und eigenen Statuten selbständig organisiert, so wurde der am 16. Dezember 2004 gegründete Männerturnverein auch rechtlich vom TV Brittnau unabhängig.
Turntraining hat sich gewandelt
Nur spärliche Hinweise hat Bruno Koch in den Protokollen gefunden, wie die ersten Turnstunden aufgebaut waren. Es dürfe davon ausgegangen werden, dass man sich in den frühen Jahren neben der allgemeinen körperlichen Fitness und dem Spiel jeweils auch auf die Turnfeste vorbereitet habe, an denen die Brittnauer Männerturner ab 1928 regelmässig teilgenommen haben. Sehr wahrscheinlich habe damals das Turnen an den Geräten eine grössere Bedeutung gehabt als heute. In der jüngeren Zeit wurde das traditionelle Turnprogramm mit Gymnastik, Circuits, Geräteturnen, Leichtathletik und Spiel mit neueren Elementen wie Kraft-, Tabata-Trainings oder Entspannungstechniken erweitert.
Wie das Turntraining hat sich auch das Spiel gewandelt. In den Anfangsjahren war Faustball das dominante Spiel in den Turnstunden der Männerriege Brittnau, die 1938 kantonaler Faustball-Meister der Männerturner wurde. Das einzige Mal übrigens, dass die Männerturner eine kantonale Meisterschaft in der höchsten Kategorie gewannen. «Sonst liess sich in den Jahresberichten oft der Vermerk ‹Mitmachen kommt vor dem Rang› finden», sagt Bruno Koch schmunzelnd. Ab 1968 wurde in Brittnau erstmals Volleyball gespielt – das Spiel verdrängte den Faustball zusehends als hauptsächliche Spielform und der Männerturnverein Brittnau spielt bis heute in den obersten Kategorien der Seniorenliga erfolgreich mit. Auch neue Spielformen wie Smolball, Intercross oder Speedminton hielten in den Turnstunden in jüngerer Zeit Einzug.
Geselligkeit war immer wichtig
Neben dem Turnen hatte auch das Gesellige von Anfang weg einen hohen Stellenwert. So wurde bereits an der Generalversammlung 1925 beschlossen, dass die Vereinskasse für einen gemeinsamen Umtrunk in der «alten Post» im Umfang von 3 – 4 Doppelliter Wein aufkommen solle. «Das gesellige Beisammensein – das ist im Männerturnverein Brittnau wohl fast so wichtig wie das Turnen selbst», meint Bruno Koch. Winterzusammenkunft, Jassen, eine Besichtigung in den Frühlingsferien, Auffahrtswanderung, Arbeitseinsatz an den Parathletics, Spielplausch der Jubilare, Sommerferien-Spezialprogramm, Turnfahrt, Turnerabende oder Chlaushock – die Männerturner treffen sich praktisch jeden Monat ausserhalb der Turnstunden zu einem gemeinsamen Anlass, an dem auch ältere, nicht mehr turnende Mitglieder teilnehmen können.
Zum Jubiläum: Storchentrail mit Pastaplausch
Bewegung, Spass und Geselligkeit. Dafür steht der MTV Brittnau seit 100 Jahren. Und genau das bietet der MTV der Bevölkerung mit seinem Jubiläumsevent «Storchentrail» am 21. September. Der Storchentrail ist eine Art Foxtrail oder Schnitzeljagd, bei der es an verschiedenen Posten (leicht lösbare) Fragen zu beantworten oder Rätsel zu lösen gilt. Wer die Fragen richtig beantwortet hat, sichert sich ein «Goldstück» aus der MTV-Schatztruhe und hat die Chance, einen tollen Preis zu gewinnen. Starten kann man kostenlos und ohne Anmeldung zwischen 10 und 16 Uhr auf dem Schulhausplatz. Wer sich für den längeren Trail entscheidet, muss mit einer reinen Marschzeit von 60 – 70 Minuten rechnen, der kürzere Trail führt mit einer reinen Marschzeit von etwa 30 Minuten weitgehend eben durchs Dorf. Viele Posten befinden sich in geschichtsträchtigen und spannenden Räumlichkeiten und Gebäuden, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Wer einen Blick in einen historischen Sandsteinkeller werfen oder die ehemalige Storchenstation besuchen möchte, sich für eine Kirchturm-Führung, für Wasserreservoire oder den Bau von Fasnachtswagen interessiert, sollte den Storchentrail vom 21. September keinesfalls verpassen.
Der kulinarisch-gesellige Teil des Jubiläumsanlasses findet von 11 – 22 Uhr im Chuestall statt. Dort servieren die Männerturner zu fairen Preisen Pasta mit vier verschiedenen, hausgemachten Saucen. Dazu gibt es feinen Wein, ein extra gebrautes Turnerbier, ein grosses Buffet mit selbstgebackenen Kuchen und vieles mehr. Kinder kommen mit tollen Spielmöglichkeiten auf ihre Kosten. Und wer Party mag, besucht ab 19 Uhr die urchige Dr. Wagoon-Bar.