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Hausfrauenalltag im Guntenrain

Trudi Venditti-Fretz (*1943) erzählt vom Alltag ihrer Mutter als Hausfrau und Besuchen der Säuglingsschwester, die auf ihrer Tour mit dem Velo bei Familie Fretz Mittagshalt machte.

Zofingen Die 72. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

Die folgende Erzählung stammt aus den 1950-er-Jahren, als Trudi und ihre 1946 geborene Schwester Myrtha noch zur Schule gingen, während ihre älteren Brüder Ernst, Edwin, Ueli und Gottlieb bereits in der Lehre oder im Studium waren. Daneben hatten ihre Eltern wechselnde Pflegekinder und ab und zu noch einen Gast mehr am Mittagstisch. Und das kam so, wie Trudi Venditti erzählt:

«Damals kam die Säuglingsschwester alle paar Wochen mit dem Velo zu den jungen Müttern nach Hause, um sie bei der Pflege ihres Kleinkindes zu beraten und das Baby auf gesundes Gedeihen zu überwachen. Bei Arbeitsbeginn besuchte sie als erstes die Zofinger Haushalte und fuhr dann gegen Mittag ins Mühlethal. Mit unserer Mutter war jeweils vereinbart, dass sie dann gleich zu uns zum Zmittag kommen solle, obwohl sie bei uns seit Jahren keinen Einsatz mehr hatte. Für unsere Mutter bedeutete dies, dass sie nicht nur für sich und Vater, sondern auch noch für die sechs Kinder, die Pflegekinder sowie für die Säuglingsschwester etwas auf den Tisch bringen musste. An so einem Tag war das meist Wähe.

Süsse und salzige Wähen

Schon frühmorgens stellte sich die Mutter dazu in die Küche, um den Teig vorzubereiten. Danach wurde ein Wähenblech ums andere mit Füllung belegt und nacheinander in den Ofen geschoben. Zuerst die süssen Wähen, die man kalt essen konnte und kurz vor dem Mittag noch die währschaften Wähen, die warm auf den Tisch kamen. Insgesamt etwa vier Bleche. Auf diese Weise wurden die Äpfel und Zwetschgen verwertet, die vom eigenen Garten stammten und vorher mit viel Aufwand sterilisiert und abgefüllt wurden. Ordentlich in Reih und Glied lagerten die Gläser dann im Vorratskeller und warteten auf ihren Einsatz. Die salzige Wähenvariante bestand meist aus Spinat, ab und zu gab’s auch eine Zwiebel-Käse-Wähe.

Nach dem Mittagessen verabschiedete sich die Säuglingsschwester, fuhr mit ihrem Velo weiter nach Hinterwil, Uerkheim, Bottenwil und von da zurück nach Zofingen. Ein heute unvorstellbarer sportlicher Einsatz nebst ihrer beruflichen Tätigkeit den ganzen Tag über.

Der Nachmittag war für unsere Mutter nicht weniger anstrengend, denn nun kam die übrige Hausarbeit an die Reihe, und schon bald war wieder Küchendienst angesagt, um der hungrigen Familie etwas Günstiges und doch Nahrhaftes auftischen zu können, wie zum Beispiel Kartoffeln oder Kohl, beides natürlich auch aus eigenem Anbau.»

Mühlethal im Museum Oftringen

Die an den Vortragsabenden «Mühlethal Einst und Heute» in November 2023 und 2024 im Kirchgemeindehaus Mühlethal gezeigten Filme und Präsentationen sind ab sofort im Museum Oftringen zu sehen. Das Museumskafi im Erdgeschoss des «Alten Löwen» an der Dorfstrasse 27 in Oftringen ist ab dem 2. März jeweils an jedem zweiten Sonntag von 15 bis 17 Uhr offen. Der Eintritt ist gratis. Infos auf www.museum-oftringen.ch.