Am Heimschwingfest will Vanessa Jenni den Kranz holen
Vordemwald/Oftringen 11. Mai: 2. Frauen- und Meitlischwingfest beim «Bad Lauterbach»
Zwei Siege, zwei Gestellte, zwei Niederlagen. Ein Notenblatt, das nicht zum Kranz reichte, sondern nur zu einem Rang im Mittelfeld. Trotzdem ist Vanessa Jenni, die Schwingerin aus Vordemwald, mit dem Resultat des ersten Kranzschwingfests der noch jungen Saison zufrieden. «Ich konnte in Amden alle meine Schwünge ausprobieren und bin gesund nach Hause gekommen – das ist das Wichtigste», sagt sie. Im Mai nimmt nun die Saison der Schwingerinnen so richtig Fahrt auf. Drei Kranzschwingfeste folgen sich Schlag auf Schlag: im freiburgischen Frasses, beim Bad Lauterbach in Oftringen und im bernischen Eggiwil.
Zumindest bei den letzten beiden Festen setzt sich die 23-jährige Vordemwalderin höhere Ziele. Je einen Kranz möchte sie nämlich in Oftringen und Eggiwil gewinnen. «Das Schwingfest beim Bad Lauterbach ist für mich ein Art Heimfest, Eggiwil mein Heimatort», sagt die für den Schwingklub Steinhuserberg (Wolhusen) schwingende Sportlerin, die erst mit 17 Jahren ihre erste Schwingsaison bestritten hat.
Vor dem Fernseher auf den Geschmack gekommen
Schwingen, das war in der Familie Jenni schon immer ein Thema. Vater und Götti von Vanessa Jenni waren aktive Schwinger, ihr Vater damals auch Trainer der Aktiven im Schwingklub Olten-Gösgen. Den definitiven Entscheid, es ebenfalls einmal mit dem Schwingen zu probieren, fasste Vanessa Jenni allerdings vor dem Fernseher. «Als das Eidgenössische 2016 in Estavayer-le-Lac über den Bildschirm flimmerte, habe ich zu meinem Vater gesagt: Jetzt komme ich einmal mit in den Schwingkeller», erzählt sie. Dort schwang sie bei den Buben mit, dort hat es ihr dann auch «so richtig den Ärmel reingenommen», wie sie sagt.
2017 hat sie ihre erste Schwingsaison absolviert. In ihrer ersten Saison zahlte sie noch etwas Lehrgeld und erreichte in der Jahreswertung Rang 40 bei insgesamt 59 aktiven Schwingerinnen. Dann ging es langsam aber stetig aufwärts. Über Rang 27 (2018) auf Rang 16 im Folgejahr. Nach zwei Jahren Corona-Pause wurde der Schwingbetrieb 2022 wieder aufgenommen. Die Vordemwalderin platzierte sich auf Rang 21, machte im letzten Jahr nochmals einen Schritt vorwärts. Rang 13 in der Jahreswertung und – endlich – auch der erste Kranzgewinn. «Ich hatte zwar immer wieder starke Notenblätter», sagt Jenni, doch ganz nach vorne habe es lange Zeit nicht gereicht. Tempi passati. Seit dem Schwingfest in Estavayer-le-Lac vom 1. Juli 2023 darf sie sich offiziell Kranzschwingerin nennen. Jenni stand dort im Schlussgang und schrammte ganz knapp am Sieg vorbei. Ein Gestellter im letzten Gang hätte ihr zum Festsieg gereicht, doch eine Minute und eine Sekunde vor Ablauf des Schlussgangs drückte sie ihre Gegnerin, die Bernerin Jasmin Gäumann doch noch ins Sägemehl. «Im ersten Moment hat mich das ein wenig geärgert, aber heute überwiegt der Stolz über den ersten Kranz», betont sie.
Schwingerin und Kaminfegerin
In ihrem Leben ist Vanessa Jenni alles andere als gewöhnlich unterwegs. Zwar hat der Schwingsport eine hohe Medienpräsenz und geniesst eine Popularität wie noch nie zuvor. Der Eidgenössische Schwingerverband zählt die eindrückliche Zahl von rund 67´000 Mitgliedern. Schwingende Frauen sind dagegen eine fast schon exotisch anmutende Erscheinung. Der Eidgenössische Frauenschwingverband zählt gerade einmal knapp 200 aktive Schwingerinnen, unternimmt aber grosse Anstrengungen, um dem Frauenschwingen zu mehr Popularität zu verhelfen. Der Verband scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Rund zwei Drittel der aktiven Schwingerinnen sind Mädchen, die in den Kategorien «Meitli» und «Zwergli» antreten. «Mich fasziniert am Schwingen, dass man einerseits in einem Team unterwegs ist und auch immer Unterstützung im Rücken hat. Geht es aber in den Ring, ist man Einzelkämpfer», führt Vanessa Jenni aus. Faszinierend sei auch der respektvolle Umgang miteinander innerhalb der Schwingerfamilie. «Ich habe im Schwingerinnenkreis viele neue Kolleginnen gewonnen», sagt sie.
Auch beruflich ist Vanessa Jenni in einer Männerdomäne unterwegs. Sie hat den Beruf einer Kaminfegerin erlernt. «Ein spannender Beruf», wie sie findet. «Es braucht handwerkliche Fähigkeiten und du hast auch Kundenkontakt», sagt sie. Gerade den Kundenkontakt schätzt sie sehr. «Viele Leute sprechen mich aufs Schwingen an, das finde ich mega toll». Momentan allerdings hat sie ihr Kaminfeger-Pensum auf 60 Prozent reduziert, weil sie seit August 2022 auch noch die Bäuerinnenschule besucht. Im Juli 2024 wird sie diese abschliessen.
Im Bad Lauterbach mit 150 Prozent schwingen
Viel Freizeit bleibt da wohl nicht übrig? Zumal sie anfangs Jahr auch noch ihre erste eigene Wohnung bezogen hat. «Oh, ich bringe das alles gut unter einen Hut», sagt die Vordemwalder «Kranzerin» mit der ihr eigenen Unbeschwertheit. Ohne Abstriche am schwingerischen Training zu machen. Sie trainiert weiterhin drei- bis viermal pro Woche. Einmal mit ihren Kolleginnen vom Schwingklub Steinhuserberg in Wolhusen, dazu kommen zwei bis drei wöchentliche Trainings mit ihrem Vater Dani im Schwingkeller Olten. «Für mich ist die Begleitung meines Vaters wertvoll», sagt sie dankbar. «Er ist an jedem Schwingfest dabei, weiss, wie ich schwinge und kennt meine Gegnerinnen». Das Training im Schwingklub Steinhuserberg mit einer technischen Leiterin und zwei Trainern würde ihr hingegen eine andere Perspektive geben. Um im Schwingsport nochmals einen Schritt nach vorne zu machen, hat Vanessa Jenni kürzlich sogar mit Mentaltraining begonnen. «Bei der Mutter einer Schwingerkollegin», erzählt sie. Nach den ersten Erfahrungen glaube sie, dass sie das weiterbringen könne.
Vielleicht schon beim Heimschwingfest beim Bad Lauterbach? «Das Ziel ist ganz klar ein Kranz», sagt Vanessa Jenni unmissverständlich, sie werde sicherlich «mit 150 Prozent schwingen». Im Frauenschwingsport sei die Spitze aber relativ breit. «Ganz vorne ist alles möglich, über den Sieg entscheidet nicht zuletzt auch die Tagesform», hält sie fest. Mit der amtierenden Schwingerkönigin Angela Riesen (Helgisried) und der letztjährigen Festsiegerin Melissa Klossner (Horboden) werden jedenfalls ganz starke Schwingerinnen um den Festsieg beim Oftringer Landgasthof kämpfen. Wird auch die Einteilung eine Rolle spielen? «Mit spielt es keine Rolle, welche Gegnerin mit zugeteilt wird», sagt die Vordemwalder Schwingerin lachend, «schlussendlich hat jede Konkurrentin einen Rücken, von dem man das Sägemehl abwischen kann.»
2. Frauen- und Meitlischwingfest beim Bad Lauterbach
Das 2. Frauen- und Meitlischwingfest auf dem Areal des Landgasthofs «Bad Lauterbach» vom 11. Mai ist erneut als Kranzfest des Eidgenössischen Frauenschwingverbands EFSV ausgeschrieben. Erwartet werden über 100 Schwingerinnen, die in den Kategorien «Aktive», «Meitli 1», Meitli 2» und «Zwergli» um die Festsiege kämpfen werden. Anschwingen ist um 9.15 Uhr, nach der Mittagspause wird der Schwingbetrieb um 13 Uhr wieder aufgenommen. Die Schlussgänge werden um circa 16.30 Uhr aufgenommen. Dem OK gehören an: Roger Willimann (Präsident), René Wullschleger (Vizepräsident / Pressechef), Fritz Leiser (Gabentempel / Personalchef), Willi Schillig (Chef Schwingen), Marcel Hunziker (Festwirtschaft), Ernst Flückiger (Verkehr / Schwingplatz), Alex Willimann (Bauchef) und Martin Anderegg (Beisitzer).
Attraktives Rahmenprogramm
In den Räumlichkeiten und der Umgebung des «Bad Lauterbach» wird eine kleine, aber feine Infrastruktur bereitgestellt. Der Feuerwehrverein Oftringen wird feine «Hörnli mit Ghackets» zubereiten. Zwischen Schlussgang und Rangverkündigung ist ein «Schnupperschwinget» für Mädchen und Buben geplant. Als Ausklang wird im Lauterbach-Dancing ein Karaoke-Singen mit Sandro, Susi und Allison angeboten.