Begeisterte Besuchende, grossartiges Wetter und ein junger Seeadler als Überraschungsgast
Rothrist Der erste Jubiläumsanlass des Naturschutzvereins Rothrist war ein voller Erfolg
Zu Beginn war etwas Geduld gefragt. Exakt zehn Personen – mehr durfte Bootsführer Andi Zimmerli nicht auf dem Boot mitführen – durften gleichzeitig an den geführten Rundgängen teilnehmen. Doch beim frühlingshaften Wetter war nicht einmal das Warten ein Problem. Und schliesslich liess sich die Wartezeit auf dem Lehenhof auch leicht mit einem Rundgang auf eigene Faust verkürzen.
Mit einem wunderbaren Rundgang wurden die rund 100 Besucherinnen und Besucher dann für ihre Geduld entschädigt. Ein kurzer Spaziergang führte an die Aare und dort ins Flusskraftwerk der Alpiq Hydro Aare AG. Als Bauherrin des neuen Kraftwerks Ruppoldingen war die Alpiq die eigentliche Auslöserin der umfangreichen ükologischen Aufwertungsmassnahmen an der Aare, die sie mit 20 Mio. Franken finanzierte. Alpiq Hydro Aare-Geschäftsführer Thomas Fürst blickte auf den Bau zurück und rührte kräftig die Werbetrommel für den Alpiq Ökofonds, der aus dem Mehr-Ertrag von Ökostrom mit dem Label «naturemade star» gespiesen wird und mit dem weitere ökologische Aufwertungen schweizweit finanziert werden.
Bei der Boot-Übersetzstelle wurden die Gäste von Bootsführer Andi Zimmerli auf eine herrliche Aarefahrt mitgenommen. Unterwegs zeigte NVR-Co-Präsidentin Barbara Wiget-Liebi exemplarisch auf, wieso hier die Artenvielfalt bedeutend höher ist als anderswo. Sehr viel Totholz, das durch den Höherstau beim Kraftwerkbau entstanden ist und wertvollen Lebensraum für Vögel bietet, Flachwasserzonen im Oberwasser, Schilfrohrstreifen entlang der Ufer, die der Vogelwelt Schutz und Brutmöglichkeiten bieten.
39, auch seltene Vogelarten gezählt
Bei der Boot-Anlegerstelle wartete bereits Felix Braun mit Traktor und Wagen auf die Gäste. Nach einer kurzen Fahrt, auf der Co-Präsident Beat Rüegger die Entstehung der Wässermatten kommentierte, konnte man bei den gefluteten Wässermatten die Vögel beobachten. Regula Stengele zählte an diesem Tag 39 verschiedene Vogelarten – darunter auch seltene wie Rohrweihe, Kornweihe und Knäkente. Zum Schluss zeigte sich in den Wässermatten sogar noch ein ganz Seeadler. Beat Rüegger, welcher das Gebiet wie kein anderer kennt, hat letztmals 1985 einen Seeadler im Gebiet gesichtet!
Anschliessend führte der Rundgang zurück zum Lehenhof, wo Hans Braun kurz über Geschichte des ehemaligen Spittels der Gemeinde Rothrist informierte. 52 Hektaren Land bewirtschaftet die Familie Braun in dritter und vierter Generation. 1996 erfolgte die Umstellung auf biologische Landwirtschaft, seit 2003 werden auf dem Lehenhof auch keine Antibiotika mehr eingesetzt. 31 Hektaren der Gesamtfläche dienen der Milchwirtschaft, 12 ½ Hektaren sind ökologische Ausgleichsflächen. «Wenn man den Kühen Futter aus den Wässermatten futtert, brauchen sie auch keine zusätzlichen Mineralstoffe», betonte Hans Braun, der auf die robuste «Swiss Fleckvieh»-Rasse setzt. Als ihm 1996 soviele ökologische Ausgleichsflächen zugewiesen worden seien, habe er gar keine Freude daran gehabt. «Heute kann ich sagen: Es war das Beste, was mir passieren konnte», sagte der Lehenhof-Bauer. Abschliessend liess sich noch lange verweilen und über das Gesehene diskutieren – die Familie Braun verwöhnte alle Anwesenden mit herrlichen Köstlichkeiten aus der Lehenhof-Küche.