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Das Zentrum des Universums

Zofingen Centralfest am Samstag, 26. April

Henri war nicht gemacht für den Hörsaal. Er studierte im ersten Semester Medizin, seinem Vater zuliebe. Schon das Gymnasium hatte er ohne Begeisterung absolviert, eher erduldet, wie der Ochs das Joch erduldet. Latein mochte er. Besonders mochte er die Geschichte von Cincinnatus, des Bauern und Oberbefehlshabers. Und vor Kurzem war er dem Zofingerverein beigetreten. So wie man tut, was die Freunde auch tun.

Nun, im Hochsommer des Jahres 1893 sass er auf dem Fahrrad, strampelte sich langsam, aber sicher aus der gewohnten Umgebung, dem Elternhaus und der Universität. Das Ziel war Zofingen.

Wie damals pilgern Zofinger bis heute aus der ganzen Schweiz Jahr für Jahr ans Centralfest. Sie wallfahrten in ihre Bundesstadt, wo der Verein 1819 im Ochsen gegründet wurde. Seit über zweihundert Jahren kommen die Zofinger dort zusammen, um mit feierlicher Leidenschaft die üblichen und nötigen Vereinsmeiereien abzuhalten, um in Kommissionen und Ausschüssen zu tagen, um Altzofinger-Urkunden entgegenzunehmen und dergleichen mehr. Das ist aber nur das, was man von aussen sieht.

Und wie so oft ist das wirklich Wichtige und Wesentlichen für das Auge unsichtbar. Zofingen ist nicht nur der Ort wo die Zofingia gegründet wurde. Dort wird das gefeiert, was den Zofingerverein im Innersten zusammenhält.

Stellen Sie sich vor, wie Henri nach der langen Fahrt ermattet in Zofingen ankam. Wie er aufging in der rot-weiss-roten Prozession von hunderten von Zofingern. Wie er vom Einzug in die mit Kränzen, Girlanden und Fahnen festlich ausstaffierte Bundesstadt ergriffen wurde und überwältigt vom Freundeskreis der Zofinger. Ein Freundeskreis, der sich noch heute in Zofingen trifft, um Freundschaften zu schliessen und zu pflegen. Sie sind der Kitt, der den Zofingerverein über die Generationen und Jahrhunderte zusammenhält. Man kann es nicht erklären, nicht verstehen, nur erleben.

Henri war kein grosser Zofinger. Er war kaum zwei Semester im herkömmlichen Sinn aktiv. Wie viele Male er Zofingen besucht hat, ist unbekannt. Viele werden es nicht gewesen sein. Aber eines ist klar: Das Feuer der Zofingerfreundschaft ist nie erloschen. Und er hat am Centralfest 1945 eine Rede gehalten – als General Henri Guisan – bevor er sich ins Privatleben zurückzog wie Cincinnatus.