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Der Kampf gegen die Krebspest dauert an

Im Grenzgebiet zwischen Rothrist und Vordemwald breitet sich die Krebspest aus. Der Kanton hat Massnahmen ergriffen. Unter anderem wurde eine Krebssperre in der Pfaffnern errichtet.

Rothrist Kanton hat Massnahmen ergriffen, um einheimischen Krebs zu schützen

Die ersten Berichte über die Krebspest gab es bereits im Jahr 1860 aus Italien. Weitere Fälle traten gegen Ende des 19. Jahrhunderts im deutsch-französischen Grenzgebiet auf. Seither hat sich die Krankheit in ganz Europa und darüber hinaus ausgebreitet. Auch die Schweiz ist betroffen. Ausgesetzte Krebse haben den Erreger auch hierzulande verbreitet.

Überträger der Krankheit sind vor allem die nicht einheimischen Signalkrebse, die von der Aare her in die Seitenflüsse vorstossen. Sie sind gegenüber der Krebspest resistent. Heimische Tiere wie der Dohlenkrebs allerdings nicht. Werden sie mit dem Erreger infiziert, sterben sie meist. Die Mortalitätsrate unter heimischen Krebsen beträgt nahezu 100 Prozent. Ausserdem tragen auch Menschen und Tiere den Erreger weiter. Er kann über kontaminierte Kleidung oder auch Haustiere wie Hunde in andere Gewässer verschleppt werden.

Das Erscheinen von Krebsen am Tag ist ein erstes Anzeichen für eine Ansteckung. Die Tiere sind nachtaktiv und verlassen ihr Versteck in der Regel nur bei Dunkelheit. Aus dem Wasser gehobene infizierte Tiere lassen ihre Scheren hängen und wehren sich nicht. Es kommt zu Gewichtsverlust, Lähmungen und Zerfallserscheinungen. Es bilden sich dunkle Flecken auf dem Panzer – häufig fehlen gar ganze Gliedmassen. Der wichtigste Hinweis auf die Krankheit sind zahlreiche tote einheimische Krebse in einem Gewässer. 

Für Menschen und andere Tiere besteht keine Gefahr

Da die Krebspest für Menschen und alle anderen Säugetiere ungefährlich ist, bemerkt man nicht, wenn man den Erreger verbreitet. «Einheimische Krebse sind stark unter Druck. Verbauung, Verschmutzung der Gewässer, nicht einheimische Arten und die Krebspest – all das setzt ihnen stark zu», erklärt Florian Randegger, Fachspezialist Fischerei beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU).

Um der Krebspest Einhalt zu gebieten, hat das BVU Anfang Dezember im Grenzgebiet zwischen Rothrist und Vordemwald in der Pfaffnern eine Krebssperre errichtet, damit soll verhindert werden, dass sich infizierte Krebse von Rothrist her weiter Richtung Vordemwald bewegen. Die Sperre besteht aus einem Baumstamm, der queer ins Flussbett gelegt und mit Edelstahlplatten abgedeckt wurde. Auf der Seite Richtung Rothrist wurde etwas Material aus dem Flussbett abgetragen. So entstand eine kleine Abstufung, die die Krebse – die sich nur am Boden bewegen – nicht überwinden können. Auch die Wände neben der Sperre mussten die Verantwortlichen mit Edelstahlplatten einkleiden. Für die Krebse wäre es ansonsten ein leichtes, die Sperre entlang der Wand zu überwinden. Die Fischwanderung wird durch die Sperre kaum eingeschränkt. Die Krebssperre ist temporär und kann leicht wieder zurückgebaut werden, sollte sie nicht mehr gebraucht werden.

Die Pfaffnern ist Sperrgebiet

Technisch sei die Sperre einwandfrei. «Ich bin sehr zufrieden mit der Ausführung. Ob sie sich auch in der Praxis bewährt, wird sich zeigen», so Randegger. Um die Wirksamkeit zu überprüfen, nimmt das BVU in regelmässigen Abständen Wasserproben von unterhalb und oberhalb der Sperre, die von der Universität in Bern ausgewertet werden. Finden sich in den Proben von oberhalb der Sperre keine Erreger mehr, hat die Massnahme ihren Zweck erfüllt. «Wir prüfen nach wie vor weitere Massnahmen zur Eindämmung», erklärt Randegger. Es könne gut sein, dass auf Vordemwalder Gemeindegebiete ebenfalls noch weitere Sperren gebaut werden. Als weitere Massnahme hat das BVU die Pfaffnern seit Mitte März dieses Jahres zum Sperrgebiet erklärt. Ab der Aaremündung bis zur Hydrometrie-Messstation des Kantons in Vordemwald ist es Menschen und Haustieren verboten, das Flussbett zu betreten. Florian Randegger und Pablo Banicles, der an diesem Tag die Wasserproben entnimmt, haben eine Sondergenehmigung zum Betreten des Flussbetts. Nach Verlassen des Flusses desinfizieren sie jeweils gewissenhaft alle Gerätschaften, die mit dem Wasser in Kontakt gekommen sind.

Ob sich die Sperre bewährt und ob weitere Massnahmen ergriffen werden müssen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. «Die Krebse halten in den kalten Monaten eine Winterruhe. Ab Mai sind sie wieder vermehrt aktiv und die Verbreitung der Krebspest nimmt zu», so Randegger. Dann werde man sehen, wie effektiv die ergriffenen Massnahmen tatsächlich seien.

Mit der Sperre in der Pfaffnern im Grenzgebiet zwischen Rothrist und Vordemwald soll verhindert werden, dass sich die Krebspest weiter Richtung Vordemwald ausbreitet.
Bild: Rafael Hüssy
Der einheimische Dohlenkrebs ist durch die Krebspest stark gefährdet.
Bild: zvg/Kanton Aargau