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Der «Kaput» muss auf den «Haar-Aff»

Ernst Roth (*1950) erinnert sich an Vorbereitungen seines Vaters Willi Roth (1921-1987) vor dem Einrücken ins Militär, an denen die ganze Familie teilnahm.

Zofingen Die 68. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

«Es war in den 1950er- Jahren als eine Postsendung bei uns Kindern grosse Aufregung auslöste: Vom Militär kam ein Marschbefehl für unseren Vater: Einrücken zum WK! Mein Vater war Sanitätsgefreiter mit Zusatzfunktion Motorfahrer. Aus diesem Grund musste er sich für das Fahrzeugfassen schon einige Tage vor der Truppe in einem AMP (Armeemotorfahrzeugpark) einfinden.

In dem beschaulichen Alltag auf dem Härdöpfuhoger stieg die Anspannung bei uns Buben. Als dann der Vater die Militärsachen vom Estrich herunter holte waren mein zwei Jahre älterer Bruder und ich natürlich an der «Front».

Einrollen auf dem Stubenboden

Der Stubentisch wurde zur Seite geschoben, der Vater erklärte, er brauche Platz um zu packen. Wir fragten uns warum, der Tornister war doch eigentlich recht klein. Bald klärte sich die Sache jedoch auf, ein grosser feldgrüner Mantel war die Ursache und wir fragten uns, wie der wohl im «Haar-Aff» Platz finden würde. Nachdem der Mantel am Boden ausgelegt und einmal gefaltet war, lag da also ein feldgrünes Dreieck. Vater erklärte, dass für den jetzt folgenden Arbeitsschritt zwei Personen nötig seien – allein sei das fast gar nicht möglich und der Krieg im Voraus schon verloren. Also kam jetzt die Mutter zum Einsatz und beide Elternteile knieten nun also vor dem Kaput. Vater nahm den Tornister zur Hand und wies der Mutter einen Punkt an der Längsseite des Dreiecks zu, an der sie den Zeigfinger hinhalten musste. Von da weg mass er eine Länge ab: 2x Längsseite des Tornisters und 1x kurze Seite abzüglich zwei Fingerbreiten. Bei der nun abgesteckten Länge wurden die Ecken des Dreiecks eingeschlagen und anschliessend von der Spitze her gegen die Längsseite hin eingerollt. Die so entstandene Rolle wurde dann mit Lederriemchen am Tornister angeschnallt.

Wie wir erkennen, war das damals eine echte Herausforderung und ich bin überzeugt, dass es dazu von der Armee auch noch ein Reglement für das Kaput rollen gab. Später in meiner RS im Jahr 1970 haben wir auch so einen Mantel gefasst. Er war sehr geschätzt, besonders beim Dienst als Schildwache vor der Kaserne, bei der man auch im Winter stundenlang in der Kälte stehen musste. Zusammenfalten durften wir ihn aber zum Glück wie wir wollten.»

Der «Kaput» in einem Militärreglement von 1949.
Bild: armeemuseum.ch