Ein etwas anderer Jodelabend – zum Schmunzeln und Lachen
Rothrist Das Jodlerdoppelquartett Rothrist besteht seit 75 Jahren
Ein Jahr voller Höhepunkte durften die Mitglieder des Jodlerdoppelquartetts (JDQ) 2023 erleben, meinen Hans Bossard und Werner Bühler übereinstimmend. Die beiden Jodler sind Urgesteine des Rothrister Vereins, welcher dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiern darf. Bossard und Bühler erinnern daran, dass sich die Rothrister am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug im Juni – fast schon wie gewohnt – die Bestnote holten. Und im August zündeten die Rothrister Jodler ein wahres Feuerwerk des Jodelgesangs, als sie zehn regionale Jodlerklubs zum Jodlertreffen in die Breitenhalle einluden. Mehr als 150 Jodlerinnen und Jodler sangen im Gesamtchor mit und erwiesen dem jubilierenden Jodlerdoppelquartett mit einem klingenden Auftritt die Ehre.
Doch damit nicht genug. Ein letztes Highlight steht den Rothrister Jodlerinnen und Jodler in ihrem Jubiläumsjahr noch bevor. Anstelle des üblichen Jahreskonzerts treten sie – gemeinsam mit dem Ensemble «Voice Mail» – am kommenden Samstag und Sonntag an einem Jodlerkonzert der etwas anderen Art auf. Doch davon später, zuerst ein Rückblick auf die Geschichte des Rothrister Jodlerdoppelquartetts.
Aus dem Männerturnverein heraus entstanden
Wo das Jodeln genau seinen Ursprung hat, wissen weder Volksmusiker noch Wissenschafter genau. In Reiseberichten deutscher Wanderer aus dem 18. Jahrhundert ist das Jodeln schriftlich nachgewiesen. Verbürgt ist auch, dass am Unspunnenfest von 1805 gejodelt wurde. Nach der Gründung des Eidgenössischen Jodlerverbands 1910 jedenfalls erfuhr das Jodeln in der Schweiz einen grossen Aufschwung. Ab den 1930-er- bis in in die 1960-er-Jahre erfolgten dann die meisten Vereinsgründungen.
So auch in Rothrist. Wie so häufig in der Geschichte des Eidgenössischen Jodelverbands war es auch in Rothrist eine Gesangsgruppe von Männerturnern, die sich von ihrem Stammverein löste und einen eigenen Verein gründete: Das Jodlerdoppelquartett Rothrist wurde am 22. Dezember 1948 im Restaurant «Bahnhof» aus der Taufe gehoben. Es sei davon auszugehen, meint Hans Bossard, dass tatsächlich acht Turner den Beschluss fassten, einen Jodelverein zu gründen. Deshalb auch der Name Jodlerdoppelquartett. «Bei der Gründung im ‹Bahnhöfli› waren bereits deutlich mehr Jodler dabei», führt Bossard weiter aus. Jedenfalls führt die Vereinschronik die Namen von 13 Gründungsmitgliedern aus. «Eine Änderung des Vereinsnamens ist später nie mehr ein Thema gewesen», weiss Werner Bühler.
Bereits im Januar 1949 nahmen die Mitglieder des Vereins den Probenbetrieb auf. Erste Dirigentin war Dora Haldemann-Ingold, die die musikalischen Geschicke des Vereins während 27 Jahren leitete. Anlässlich des ersten Jodlerabends mit Theater wurde im Oktober 1949 die erste «Tracht» eingeweiht. Sie bestand aus Samtgilets mit gestickten Blumen, dunkelgrauen Hosen, weissen Hemden sowie schwarzen Krawatten. Sie wurde erst im Oktober 1967 durch einen «Berner Mutz» ersetzt.
Verbandsbeitritt erst 1971
Bereits an der Gründungsversammlung wurde beschlossen, weder dem Eidgenössischen, beziehungsweise dem Nordwestschweizerischen Jodlerverband noch dem Schweizerischen Arbeiter-Jodlerverband beizutreten. An mehreren Generalversammlungen wurden in den Folgejahren die Anträge für einen einen Verbandsbeitritt abgelehnt. Erst 1971 konnte sich eine Mehrheit der Rothrister Jodler für einen Beitritt zum Eidgenössischen Jodlerverband entschliessen. «Ich bedaure, dass das so lange gedauert hat», sagt Hans Bossard, denn erst ab diesem Datum durften auch die Rothrister an Jodlerfesten teilnehmen. Sie hätten sich nicht verstecken müssen. Denn seither nahm das Jodlerdoppelquartett an sämtlichen 17 Jodlerfesten des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes teil, sowie an 14 Eidgenössischen und fünf weiteren Jodlerfesten des Bernisch-Kantonalen und des Zentralschweizerischen Jodlerverbands und kehrte – bis auf drei Ausnahmen – stets mit der Höchstnote im Gepäck zurück
Viele Hochs, wenige Tiefs
Gerade mit der Teilnahme an Jodlerfesten seien jeweils wunderbare Erlebnisse verbunden, findet Werner Bühler, der seit 1986 in der Rothrister Formation im 1. Tenor mitsingt und als ehemaliger Vizepräsident überall dort einspringt, wo Hilfe gefragt ist. «Da kannst Du mit Appenzellern, Bernern und Innerschweizern an einem Tisch sitzen, es lustig haben und plötzlich beginnt einer zu singen – und alle stimmen ein, weil sie das Liedgut kennen», schwärmt er. Ebenso schön, wenn sich auf der Strasse spontan ein Chor bilde. «Und das Mitsingen im Gesamtchor ist immer ein bleibendes Erlebnis», meint er. Ja, und dann gebe es auch noch spezielle Erlebnisse wie die Grenzwächterprüfung, die neue JDQ-Mitglieder an Jodlerfesten zu bestehen hätten, meint Werner Bühler schmunzelnd. «Was chunt äch aus no uf mi zue, do a mim erschte Fescht, / me hät gseit: s Pijama bruuchsch nid, me goot do nid is Näscht. / Me singt und feschtet die ganzi Nacht, keis Aug darfsch du zue mache, / Gränzwächterprüeffig steu de au no a, mir isches nümm ums Lache.» So hat Werner Bühler die Prüfung anlässlich seines 30-Jahre-Jubiläums dichterisch umschrieben – und gesteht dann auch, dass er damals «duregheit seig», weil er eben doch zwei Stunden geschlafen habe.
Unvergessen ist für den damaligen Vereinspräsidenten Hans Bossard die Durchführung des 30. Nordwestschweizerischen Jodlerfests 2016 in Rothrist geblieben. «Wir hatten damals ein tolles OK und das Fest ist in der Region in bester Erinnerung geblieben», sagt Bossard, der seit mittlerweile 54 Jahren eine tragende Stimme im zweiten Bass ist und sich dem Verein auch über drei Jahrzehnte als Kassier sowie elf Jahre als Präsident zur Verfügung gestellt hat.
Ein schwieriges Jahr hat der Verein sicher 1978 erlebt, meint Bossard weiter, als es auf einen Schlag acht Austritte, darunter auch die Dirigentin, gegeben habe. Austritte, die der Verein glücklicherweise in relativ kurzer Zeit kompensieren konnte.
Ein etwas anderer Jodlerabend
Am kommenden Samstag und Sonntag beschreitet das jubilierende Jodlerdoppelquartett neue Wege. Zu seinen Jodlerkonzerten tritt das JDQ zusammen mit dem Ensemble «Voice Mail» auf. Ein seit 2004 bestehendes Ensemble, das ursprünglich aus dem Gospelbereich kommt und zu dem seit drei Jahren auch der Dirigent des JDQ, Michael Frei gehört. Er ist es auch gewesen, der die Zusammenarbeit angeregt und in die Wege geleitet hat. «Im Programm ‹Mäid in Schwiizerländ› wollen wir Schweizer Hits und Jodelgesang zusammenbringen», meint Frei. Für Ruedi Oehninger, Gründungsmitglied von «Voice Mail», ebenfalls ein spannendes Projekt. «Voice Mail» habe schon diverse Auftritte mit unterschiedlichen Chören bestritten, allerdings immer mit separaten Auftritten – zuerst Auftritt Chor, dann Showblock «Voice Mail». «In Rothrist ist das anders, wir verbinden unseren Showblock mit den Auftritten der Jodler», sagt Oehninger, deshalb müssten insbesondere die Übergänge sorgfältig eingeübt werden. «Wir freuen uns jedenfalls sehr auf die gemeinsamen Auftritte», sagen sowohl Hans Bossard als auch Werner Bühler. «Alle Mitglieder von ‹Voice Mail› haben wunderbare Stimmen und sind tolle Schauspieler», betont Werner Bühler, und auch der Humor werde nicht zu kurz kommen. In Kurzform: Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf ein musikalisches Spektakel mit viel Gesang, Witz und Unterhaltung freuen.
Eine weitere grosse Ehre wird dem Jodlerdoppelquartett Rothrist und seinem Dirigenten Michael Frei unmittelbar nach dem Ende seines Jubiläumsjahrs zuteil werden. Als Vertreter des Nordwestschweizerischen Jodlerverbands darf das JDQ am Jodler-Neujahrskonzert von Sonntag, 7. Januar 2024 im KKL Luzern auftreten. Ein Jodlerkonzert der absoluten Spitzenklasse.