Ein gigantisches «Gartenhaus» für alle
Zofingen Das Herzstück der Swissprinters-Pläne:
Das Areal ist aufs Engste mit der Geschichte des Unternehmens Ringier verknüpft. Vor 101 Jahren hat ein Vorfahre der Familie begonnen, auf dem Gelände eine Druckerei hochzuziehen. Bis zu 1500 Leute beschäftigte Ringier hier in den besten Zeiten. Dass diese vorbei sind, ist schon seit einigen Jahren klar. Die ersten Ideen, wie man das Areal entwickeln könnte, wurden schon vor rund 15 Jahren gewälzt. 2013 wurde dann mit der Planung begonnen – wichtigstes Ergebnis war ein Gestaltungsplan, der vom Regierungsrat festgesetzt – sprich bewilligt – wurde.
«Von mir aus schon morgen beginnen»
Im Sommer 2021 beauftragte Ringier das Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein mit der Ausarbeitung eines konkreten Projekts. Dieses liegt inzwischen vor – am Donnerstag zeigten die Architekten den Anwohnern, Stadt- und Einwohnerräten ihre Pläne.
Und die stossen einhellig auf ein positives Echo. «Wir dürfen stolz sein, wenn wir so etwas in dieser Qualität umsetzen können», sagte Stadtpräsidentin Christiane Guyer. SP-Einwohnerrat Michael Wacker meinte: «Von mir aus können die morgen damit beginnen.»
Entstehen wird ein neues Quartier in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof, das eine moderne Ergänzung zur malerischen Altstadt bilden wird. Besonderen Wert hätten die Planer – im Auftrag der Familie Ringier – auf Nachhaltigkeit und Zirkularwirtschaft gelegt, sagte Swissprinters-CEO und -VR-Präsident Alexander Theobald. Zirkularwirtschaft heisst in diesem Zusammenhang: Bausubstanz wiederverwerten und anders nutzen.
Herzstück dieser Pläne ist das sogenannte «Gartenhaus», wie es die Architekten nennen – ein «öffentlicher Freiraum auf zwei Etagen». Entstehen wird es aus dem heutigen Post-Press-Gebäude. Im Untergeschoss hat ein Grossteil der Parkplätze für die künftigen Quartierbewohner Platz – plus ein eingehängtes Velo-Deck für Zweiräder. Aus dem Erdgeschoss wird eine halboffene, flexibel nutzbare Halle: In diesem sieben Meter hohen Raum können diverse Veranstaltungen stattfinden; untergebracht ist hier auch ein Restaurant mit Aussenterrasse. Das Obergeschoss ist ein «grosszügiger grüner Aussenraum unter bewachsener Pergola-Struktur», wie Daniel Monheim, Partner bei Christ & Gantenbein, sagte. Es soll ein kleiner Park auf der 1. Etage mitten im Areal sein, zugänglich für jedermann. Wachsen soll einheimisches Grün, das im Sommer für mehr Kühle und Beschattung sorgen soll.
Im Zentrum des neuen Quartiers einen Ort zu schaffen, der für alle zugänglich sei, sei schon immer ein wesentliches Anliegen der Stadt gewesen, sagte Stadtpräsidentin Christiane Guyer. Das «Gartenhaus» erfülle diese Anforderungen in idealer Weise. Im ursprünglichen Gestaltungsplan war übrigens eine Wasserfläche vorgesehen; sie hätte beschauliche Spaziergänge ermöglicht – viel mehr nicht.
2030 könnte das neue Quartier stehen
Um das «Gartenhaus» sind vier neue Gebäude mit total 218 Wohnungen geplant – jedes Gebäude hat eine andere Form. Das höchste soll 38 Meter hoch werden. Es sind Holz-Hybrid-Bauten, die sich einerseits an die Optik des bestehenden Industriequartiers anschliessen, andererseits wohnliche Wärme verströmen sollen. Ringier werde das Projekt finanziell nicht alleine stemmen können, sagte Alexander Theobald. «Deshalb sind wir auf der Suche nach einem Investor.»
Wie geht es nun weiter? Im «allerallerbesten Fall» könnten im nächsten Sommer die ersten Maschinen auffahren, so Theobald, danach soll die Überbauung etappenweise realisiert werden. Dauern wird das schätzungsweise drei bis fünf Jahre – ungefähr 2030 könnte das neue Quartier im Westteil des Areals also definitiv stehen. Was im gewerblich genutzten Ostteil geplant ist, sei noch offen, sagte Theobald. Klar sei, dass die Ringier AG ihren Hauptsitz mit über 100 Mitarbeitenden in Zofingen behalten werde.
Im Interview mit dem ZT hatte Ringier-Verwaltungsratspräsident Michael Ringier nicht ausgeschlossen, hier einen Teil seiner umfangreichen Kunstsammlung unterzubringen und öffentlich zugänglich zu machen.