Zofingen Die 65. Folge der beliebten Mühlethaler Geschichten

Nebst den Lädeli, die es zur Jugendzeit des im Sommer 2023 verstorbenen Ueli Fretz in Mühlethal noch gab, wurden allerlei Waren von auswärts angeliefert, auch über die Kantonsgrenze. «Die Metzgerei Meyer aus dem Luzernischen war jeden Samstag auf Auslieferungstour über Reidermoos, Bottenwil, Uerkheim, Neudorf und Mühlethal. Herr Meyer hatte viele Kunden zu bedienen, darunter viele Gastwirte. So kam es, dass er – wenn er dann endlich mit dem Korb am Arm bei uns als letztem Kunden angelangt war – schon ziemlich betrunken war. Dies bewirkte, dass wir meistens nicht mehr das Fleisch bekommen hatten, welches wir eine Woche zuvor bestellt hatten. Er hat uns einfach das gegeben, was übriggeblieben war, zum Beispiel Gehacktes statt Voressen. Oder wenn wir einmal kein Fleisch bestellt hatten, hat er trotzdem bei uns noch Halt gemacht und irgendein Fleisch abgeliefert, zum Beispiel zwei Pfund Siedfleisch, obschon mein Vater bereits am Präparieren des Kaninchens für den Sonntagsbraten war.

Sehr bekannt im Mühlethal war der Schaller Ruedi aus Zofingen, der Vertreter des Blindenheims Boningen (der späteren Borna). Die meisten Mühlethaler Familien waren seine Kunden. Wenn der Ruedi dann alle Bestellungen aufgenommen und weitergeleitet hatte, wurde im Blindenheim eine Sammellieferung zusammengestellt.» Für die Verteilung der Waren in Mühlethal waren dann Ueli Fretz und seine Brüder zuständig. «Der Landwirt Fritz Basler von der Linde oben war nebenbei Transporteur. Er hat das schwere Paket mit Besen, Bürsten etcetera mit seinem Pferdefuhrwerk vom Bahnhof Zofingen zu uns nach Hause gebracht. Wir haben die Waren dann nach Lieferschein sortiert, ausgetragen, das Geld einkassiert und schlussendlich den Rechnungsbetrag für das Blindenheim einbezahlt.» Die Zitate stammen aus Erinnerungen, die Ueli Fretz im Jahr 2020 schriftlich festgehalten hat.