Einmal mit dem LKW in die Elfenbeinküste und zurück – Daniel Schöni erzählt im zt Talk von seiner abenteuerlichen Reise nach Afrika
In knapp drei Monaten mit zwei Lastwagen in die Hauptstadt der Elfenbeinküste und zurück: Daniel Schöni (52) hat dieses Jahr mit einem Freund auf abenteuerliche Weise Hilfsgüter nach Afrika transportiert. Wie ist es zu diesem Projekt gekommen?
«Das hat mehrere Gründe», sagt Schöni. «Mit dem Lastwagen durch die Wüste zu fahren: Das war ein Bubentraum von mir.» Zudem stehe er seit 20 Jahren an der Spitze des Unternehmens. «Im Verwaltungsrat diskutieren wir über meine Ablösung. Und ich hatte den Wunsch, einmal eine Auszeit zu nehmen.» Statt auf eine Weltreise zu gehen, habe er sich entschieden, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. «Ich habe meine Karriere bei meinem Vater als Chauffeur im Italien-Verkehr begonnen. Ich fahre noch immer sehr gerne Lastwagen.» So legte sich Schöni einen eigenen LKW zu und begann mir Planung eines Transports mit Hilfsgütern nach Afrika. «Wir hatten eine Anfrage einer Organisation aus der Elfenbeinküste. Sie war auf der Suche nach Spitalbetten für eine Frauenklinik und Material für eine Schule.»
Im Januar und Februar wurden sechs Lastenzüge mit Waren nach Rothrist gebracht. «Das Material wurde minutiös in zwei Lastwagen verstaut.» Am 20. Februar ging es los. Am Steuer des zweiten LKWs sass Werner Portner. Er war Inhaber der Firma Thurtans AG, die Schöni 2011 übernommen hat. «Wir waren am Markt die ärgsten Feinde. Nach der Übernahme blieb Portner noch acht Jahre als Angestellter. Heute sind wir so etwas wie beste Freunde. Er fuhr schon in den 70-er Jahren auf dem Landweg nach Indien.»
Unterwegs gab es einige Hürden zu überwinden. «Wir haben im Vorfeld versucht, alles abzuklären. Es gibt aber keine Schweizer, die die Route in die Elfenbeinküste mit Lastwagen befahren», sagt Schöni. Für Mali gab es keine Visa. Also musste der Weg über Frankreich, Spanien, Marokko, Westsahara, Senegal und Guinea in die Elfenbeinküste führen. Ein erstes Problem trat an der EU-Aussengrenze auf. «Wir standen drei Tage in Algeciras (Südspanien), weil ein Dokument elektronisch nicht übermittelt worden war.» Von 44 Tagen, in denen das Duo Schöni/Portner unterwegs war, stand es 23 Tage an Grenzen. «Unser grösster Wunsch war, Abidjan (Hauptstadt der Elfenbeinküste, die Red.) zu erreichen – ob wir das schaffen würden, war nie ganz sicher.»
Dieselmotoren benötigen die Flüssigkeit Adblue für die Abgasnachbehandlung. «Wir haben vor der Reise eine Hochrechnung gemacht, wieviel Adblue wir benötigen und die entsprechende Menge in Kanistern mitgenommen.» Gerechnet hat Schöni mit einem durchschnittlichen Diesel-Verbrauch von 32 Litern auf 100 Kilometer. «Aufgrund der afrikanischen Strassenverhältnisse lagen wir bei einem Durchschnittsverbrauch von bis zu 64 Litern. Wir haben also doppelt so viel Diesel gebraucht wie geplant, also brauchten wir auch doppelt so viel Adblue.» In Guinea musste Schöni mit einem Kurier Adblue organisieren, um weiterfahren zu können. «In Guinea haben wir mit den Strassen gekämpft. Ein paar Mal glaubten wir, dass es nicht weitergeht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit in Guinea betrug 13 Kilometer pro Stunde.»
Unterwegs schwoll Schönis Fuss immer mehr an. «Es bestand die Gefahr einer Thrombose», sagt er. Dank einem Kontakt zu einem Missionar sei er schnell zu einem Medikament gekommen: «Er schrieb mir per Whatsapp: ‹Herzlich willkommen – ich habe drei Schachteln.›» Der geschwollene Fuss begleitete ihn dennoch die ganze Reise über. Geschlafen wurde im Lastwagen. «Die Stand-Klimaanlagen gaben aber nach ein paar Stunden den Geist auf, weil die Batterien die hohen Temperaturen nicht stemmen konnten.» Auch Lebensmittel hatten Schöni und Portner dabei. «Wir haben aber beide je fünf Kilogramm abgenommen – Essen stand in der Priorität nicht sehr weit oben.»
Musste er sich unterwegs noch um das Unternehmen daheim kümmern?«Ich war weg», sagt Schöni, «und habe auch keine E-Mails beantwortet.» Für seine Kaderleute sei seine Reise eine entscheidende Phase gewesen. Die Frage stand im Raum, ob er tatsächlich loslassen könne. «Man glaubt es mir ja nicht so recht, aber ich konnte das.» Andererseits sei es für die Kaderleute wichtig gewesen, die Firma ohne ihn zu führen. «Sie haben das hervorragend gemacht.» Am Ende der Reise standen für Schöni zwei wichtige Erkenntnisse: «Ihr seid fähig, die Firma zu führen. Und ich bin fähig, ein Leben ohne diese Firma zu leben.» Er sei auch sonst nicht mehr ständig im Unternehmen präsent: «Ich fahre seit einem Jahr einmal pro Monat mit dem Lastwagen.» Dabei erlebe er das Business von der anderen Seite – «nicht als Chef, sondern als Chauffeur». Unterwegs fallen ihm Dinge auf, die er sich notiert und später mit dem Kader bespricht.
War dies ein einmaliges Abenteuer – oder steht schon das nächste Projekt an? Schöni und Portner waren schon gemeinsam in Turkmenistan und Georgien. Eine Woche nach der Rückkehr aus Afrika erhielt Schöni von seinem Freund eine Nachricht: «‹Wann gehen wir wieder›?» – «Ich habe noch einen Traum», sagt Schöni. «Mit dem Lastwagen auf dem Landweg nach Indien.»
Zur Person
Daniel Schöni (1971) ist Transportunternehmer und Inhaber und Patron der Schöni Transport AG in Rothrist. Diese wiederum gehört zur Schöni.ch Holding AG, in der diverse weitere Firmen angesiedelt sind und die von Daniel Schöni und seiner Frau kontrolliert wird. Das Paar hat drei erwachsene Kinder und lebt in Oberbipp BE.