In Zukunft druckt die Maschine Bibeln
Zofingen ZT-Druckmaschine fängt in Brasilien ein neues Leben an
«Gehen wir runter?», brüllt ein Kranführer durch die Halle. In der Produktionshallen der ZT Medien AG, wo unter anderem das Zofinger Tagblatt gedruckt wurde, herrscht dröhnender Lärm. Gerade schwebt am Portalkran eine Papierführungswalze Zentimeter für Zentimeter durch die Luft. Das Teil wird sorgfältig aus der Halle transportiert und dann verladen.
Die Druckmaschine der ZT Medien steht seit 2005 in Zofingen und hat dort Millionen von Zeitungsexemplaren gedruckt. Nicht nur das Zofinger Tagblatt, auch die «Tierwelt», die Wochentitel «Landanzeiger» und «Wiggertaler» liefen durch diese Maschine. Ab Ende 2021 wurden die Aufträge nach Aarau und anderswo vergeben, seitdem steht die Formation still.
Martin Vogel, Produktionsleiter der ZT Medien, freut sich deshalb, für die Druckmaschine einen Käufer gefunden zu haben. «Wegen den Formaten finden solche Maschinen nicht in jedem Land einen Abnehmer», erklärt er. Tatsächlich habe man zuerst auf einen Export in die Ukraine gehofft. Doch wegen des Krieges wurde dies unmöglich. Nun ist die Maschine über eine internationale Auktionsplattform letztendlich bei einem brasilianischen Unternehmen gelandet.
Ein neues Leben auf der Südhalbkugel
Die Casa Publicadora Paulista steht in Sao Paulo, Brasilien. Sie ist nach eigenen Angaben die grösste Bibeldruckerei Südamerikas. Nun hat sie in Europa neues Equipment erstanden. Damit will sie ihre Bibel-Produktion von einer auf zehn Millionen Exemplare pro Jahr steigern.
«Für uns war der Kauf des Schweizer Expemplars fast wie ein Wunder», sagt Kenichi Gibo, der die Maschine vermittelte. Der Brasilianer hatte gerade erst mit der Suche begonnen, als er das Schweizer Angebot fand und sich gleich in die Maschine «verliebte». «Der Zustand der Druckmaschine ist exzellent, wir sind mit dem Deal sehr glücklich», meint Gibo, der derzeit den Abbau in Zofingen begleitet.
Jakarta – Winikon
Neben Kenichi Gibo sind in der Zofinger Produktionshalle weitere ausländische Kräfte im Einsatz. Das Team der indonesischen Firma Dri Rajawali Hutama ist für den Abbau zuständig. In Brasilien wird es die Maschine wieder aufstellen. Der diplomierte Ingenieur und Montageleiter Dendy Wolayan erklärt, wie die Arbeiten vonstatten gehen: Zuerst wurde die Elektronik entfernt, dann die einzelnen Maschinenteile voneinander getrennt. Danach zerlegt das Team das ganze Gebilde in Einzelteile, transportiert diese einzeln aus der Halle und verlädt sie in Container. Insgesamt neun Container werden schliesslich die Reise über den Atlantik antreten.
Die Arbeiten sind bis jetzt gut verlaufen, meint Dendy Wolayan. Und auch Martin Vogel ist zufrieden: «Das indonesische Team verrichtet sehr gute Arbeit, die Arbeitskräfte sind erfahren und souverän.» Erfahren ist die Dri Rajawali Hutama tatsächlich: Seit 30 Jahren baut die Firma auf der ganzen Welt Druckmaschinen auf und ab.
Endspurt vor den Festtagen
Auch Kenichi Gibo gefällt es in der Region: «Die Schweizer sind mir alle mit grosser Freundlichkeit begegnet», sagt er. «Ich freue mich, mich revanchieren zu können, sollten mir in Brasilien mal Schweizer begegnen.»
Trotzdem versucht der internationale Trupp seine Arbeit voranzutreiben. Ziel der Indonesier ist, bis am Freitag ihre Arbeiten zu beenden. Dann würde es ihnen allenfalls noch reichen, eine Sehenswürdigkeit zu besuchen – um dann rechtzeitig für die Feiertage zuhause zu sein.