Karin Berglas im zt Talk: «Niemand zahlt gerne Steuern – aber wir müssen ein vertretbares Budget vorlegen»
In Vordemwald steht eine wichtige Urnenabstimmung an. Am 12. März stimmt die Bevölkerung darüber ab, ob die Steuern von heute 113 Prozent auf 117 Prozent steigen sollen. Die SVP ist dagegen; sie hat gegen einen entsprechenden Beschluss der Gemeindeversammlung das Referendum ergriffen.
«Niemand zahlt gerne Steuern, auch wir nicht. Aber wir müssen ein vertretbares Budget vorlegen», sagt Frau Gemeindeammann Karin Berglas im zt Talk zur geplanten Steuererhöhung. «Das ist unsere Pflicht. Unumgänglich ist sie, weil unsere Einnahmen gesunken sind. Wir können rund vier Prozent weniger Steuereinnahmen budgetieren.» Bei den Ausgaben, die sie nicht beeinflussen kann, hat die Gemeinde ein Wachstum von sieben Prozent. Unter dem Strich ergibt dies eine Differenz von rund elf Prozent. Selbst mit der Steuererhöhung resultiert immer noch ein Defizit von 360’000 Franken. Der Grund für die schrumpfenden Steuereinnahmen ist die Tatsache, dass Vordemwald einen sehr guten Steuerzahler verloren hat. «Das ist sehr heftig für ein Dorf wie unseres.»
Mit welchem zentralen Argument will sie die Stimmberechtigten überzeugen, der Steuererhöhung zuzustimmen? «Die einfachste Antwort ist: Viele gebundene Ausgaben und weniger Einnahmen – das geht irgendwann nicht mehr auf», sagt Berglas. Vordemwald stehe vor einem Wachstumsschub, der aber auch eine grosse Chance darstelle. «Die Veränderung müssen wir anpacken, in Qualität investieren und dafür sorgen, dass das Dorf insgesamt lebenswert ist.»
Und was, wenn die Stimmberechtigten der SVP folgen und die Steuererhöhung am 12. März ablehnen? «Man könnte nichts mehr umsetzen, was nicht absolut unerlässlich ist.» Ein Beispiel ist die Gewerbeausstellung in Vordemwald vom 21. bis 23. April: «Die Gemeinde könnte nicht auftreten, denn das kostet Geld.» Auch der Seniorenausflug wäre gefährdet. «Falls die Steuererhöhung am 12. März tatsächlich abgelehnt wird, werden wir sehr schnell ein neues Budget erarbeiten.» Abstimmen darüber würde eine ausserordentliche Gemeindeversammlung. Falls ein neues Budget erneut bachab geschickt wird, würde der Regierungsrat dieses bestimmen. «Das hoffen wir alle nicht.»
Die Vordemwalder Bevölkerung werde in den nächsten zehn Jahren um bis zu 500 Personen wachsen. Neben dem Iselishof sind weitere grosse Überbauungen in der Pipeline. Insgesamt werden bis 2026 69 Eigentumswohnungen, zwölf Einfamilienhäuser und 83 Mietwohnungen auf den Markt kommen.
Die Folge: «Wir werden bereits im Schuljahr 2025/26 mehr Schulraum brauchen.» Das Planungsunternehmen Metron ist zurzeit daran, für die Gemeinde eine Bedarfsanalyse zu erstellen. «Noch in diesem Monat werden wir die genauen Zahlen haben», sagt Berglas. «Wir sind also gut beraten, wenn wir jetzt vorwärts machen, sonst müssen wir eines Tages teure Provisorien aufbauen.» Wo der neue Schulraum entstehen und wie er finanziert werden soll, will der Gemeinderat mit der Bevölkerung anhand konkreter Szenarien erarbeiten.