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Mehr Klang und eine volle Kirche bei «Strengelbach musiziert»

Eine Musikgesellschaft, die es in dieser Grösse in Strengelbach noch nie gegeben hat, soll beim Kirchenkonzert vom 27. November aufspielen. Für ihr Projekt «Strengelbach musiziert» sucht die MGS nun «Musikerinnen und Musiker auf Zeit». 

Strengelbach Die Musikgesellschaft hat ein besonderes Projekt fürs Kirchenkonzert

«Mein Ziel ist es, jedes Jahr etwas Neues zu machen», sagt Ivo Müller. Der 29-jährige Murgenthaler ist seit 2016 Dirigent der Musikgesellschaft Strengelbach und hat seinen ganz persönlichen Vorsatz auch dieses Jahr umgesetzt. Das von ihm angestossene Projekt nennt sich «Strengelbach musiziert». Die Ziele hat sich der Dirigent der Strengelbacher «Musig» hoch gesteckt. «Beim Kirchenkonzert vom 27. November soll ein Orchester in einer Grösse in der Kirche aufspielen, die es in Strengelbach noch nie gegeben hat», erläutert der Dirigent seine Wunschvorstellungen. Beim Projekt mitwirken sollen neben den 24 Mitgliedern der Strengelbacher Musikgesellschaft möglichst viele weitere Personen egal welchen Alters, die ein Blas-, Streich-, Tasten- oder Schlaginstrument spielen und gerne einmal mit einem Orchester ein packendes Konzertprogramm einstudieren möchten. Anstreben würde der Dirigent, dass mindestens 35 Personen bei «Strengelbach musiziert» mitspielen würden. Das Projekt startet mit der ersten Probe am Montag, 15. August.  

Projekt wurde im Verein gut aufgenommen

«Bei den Mitgliedern wurde das Projekt mit Begeisterung aufgenommen», sagen Lotti Stänz und Fränzi Müller, welche den Verein seit der letzten Generalversammlung im Co-Präsidium führen. Alle Mitglieder wurden aufgefordert, ihnen bekannte Personen, die ein Instrument spielen, zu melden, damit diese angeschrieben werden können. «So sind rund 80 Adressen zusammengekommen», weiss Ivo Müller. Der Rücklauf auf das Schreiben ist allerdings einigermassen ernüchternd ausgefallen. «Vier Personen haben bis anfangs Juli definitiv zugesagt», sagt Fränzi Müller, es werde wohl noch weitere Überzeugungsarbeit erfordern, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Trotzdem: Die Vorfreude auf ein ganz besonderes Konzert der Musikgesellschaft Strengelbach ist sowohl bei den beiden Co-Präsidentinnen als auch beim Dirigenten gross. «Wir hoffen auf ein tolles Konzert in einer vollen Kirche», sagen Lotti Stänz, Fränzi Müller und Ivo Müller übereinstimmend. Und alle drei hoffen natürlich darauf, dass das Publikum noch lange von einem eindrucksvollen musikalischen Klangerlebnis zehren darf.

Überschaubarer Aufwand für ein einmaliges Erlebnis

Der Aufwand für die «Musikerinnen und Musiker auf Zeit» hält sich dabei in überschaubaren Grenzen. Ab Montag, 15. August finden wöchentliche Proben statt, die jeweils von 20 bis 22 Uhr dauern, ab November wird zusätzlich auch am Donnerstag geübt. Dazu ist ein Probensonntag geplant, bei dem eine professionelle Ausbildung der einzelnen Register gewährleistet wird.  

Das Konzertprogramm hat Ivo Müller nicht speziell auf die mitspielenden Gäste ausgerichtet. «Es hat leichtere Literatur dabei, aber auch anspruchsvollere Stücke, die dem Niveau der Musikgesellschaft Strengelbach entsprechen», führt er aus. Für jemand, der schon lange nicht mehr musiziert habe, sei das Ganze sicherlich eine Herausforderung. «Aber eine Herausforderung, die zu bewältigen ist», ist er sich sicher, Angst zu haben brauche jedenfalls niemand. 

Die MGS ist schmal besetzt

Momentan zählt die Musikgesellschaft Strengelbach 24 Aktivmitglieder. «Für eine Harmoniemusik sind wir zu schmal besetzt», bedauert Ivo Müller, optimalerweise müsste die «Musig» rund 40 Mitglieder zählen. Immerhin seien die Stimmen ausgeglichen besetzt, aber Ausfälle, vor allem kurzfristige, seien kaum zu verkraften. «Wir probieren, das Maximum aus unserem ‹kleinen Haufen› herauszuholen – das funktioniert eigentlich recht gut», führt der Dirigent weiter aus. Und auch altersmässig sei die MGS momentan recht gut durchmischt. «Aber in den nächsten 5 – 10 Jahren muss etwas passieren – wir brauchen neue Mitglieder», ist sich Müller sicher.

Schwierige Anfangsjahre

Schwierige, aber auch schöne Zeiten durchlebte die Strengelbacher «Musig», die 1889 von Adolf Vonäsch, Otto Baltisberger, Fritz Vonäsch, Arthur Schwendenmann, Hans Wälty und Fritz Hofer gegründet wurde und deren erste Vorläufer in die 1860-er-Jahre zurückreichen, immer wieder. Besonders die Anfangsjahre waren nicht leicht: Ein Probelokal fehlte in den ersten drei Jahren, sodass im Wald geprobt werden musste. Zwar wurden erste Statuten 1891 geschaffen, diese mussten «wegen Reibereien und Spannungen im Verein» bereits 1895 revidiert werden. Auch finanzielle Sorgen waren in den ersten Jahren ein treuer Begleiter des Vereins. Als der Verein 1899 seine erste Uniform anfertigen liess, lud er jeden Sonntag zu Gartenkonzerten ein, um die Schulden zu tilgen. Nicht zur Freude aller: «Ab und zu Klagen von Musikfrauen, dass der Mann am Sonntag seinen Familienpflichten nicht nachkommt», lässt sich im Vereinsarchiv nachlesen. 

Auch in den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende besserte sich die Situation im Verein nur langsam. «Es krachte in allen Fugen. Viele Austritte aus dem Verein. Musikalisch und finanziell keine erfolgreichen Jahre», vermeldet das Vereinsarchiv 1906. Erst ab 1910 ging der Verein besseren Zeiten entgegen und erspielte sich beim 10. Kantonalmusikfest in Oftringen den dritten Rang bei zwanzig teilnehmenden Vereinen. Doch schon am 30. Juli 1914 musste der Probebetrieb eingestellt werden – in Europa wurde Krieg geführt.

Ab den 1920-er-Jahren gings aufwärts

Nach dem Krieg kehrte neues Leben in den Verein zurück. Ein grosser Erfolg wurde der Musiktag in Strengelbach vom Mai 1921, bei dem 13 Vereine mitmachten. Auch finanziell, denn der Verein konnte neue Uniformen anschaffen, im Mai 1925 konnte auch die erste Vereinsfahne eingeweiht werden. Grossartige Resultate erzielten die Strengelbacher Musiker auch bei den eidgenössischen Musikfesten 1931 (4. Rang in der 2. Stärkeklasse) und 1935 (5. Rang). Die positive Entwicklung stagnierte in den Kriegsjahren 1939 – 1945 nochmals, doch ab 1950-er-Jahren setzte erneut ein Aufschwung ein, indem der Verein erstmals Jungbläserausbildungen durchführte.

Eine ihrer wohl besten Zeiten erlebte die MGS unter dem langjährigen Führung von Dr. Willy Roth (Präsident 1955 – 1970) und Georges Hofer (Dirigent 1957 – 1970). In dieser Zeit wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die MGS zu einem leistungsfähigen Korps auszubauen, das sich überall sehen lassen durfte, lässt sich im Vereinsarchiv nachlesen. In diese Epoche fallen etwa die Uniformemweihe vom 14./15. Mai 1960, die zu einem veritablen Dorffest wurde, die Fahnenweihe zum 75-Jahr-Jubiläum vom 27./28. Juni 1964, die Neuinstrumentierung von 1965, die Renovierung des legendären Vereinslokals «Schnoogeloch» im alten Hirschen oder die dritte Organisation eines Musiktags am 29. Juni 1969. 

Der Strengelbacher Marsch von Beny Rehmann

Fehlendes Verständnis zwischen Alt und Jung wurde als grösstes Problem für zahlreiche Austritte ausgemacht, die den Verein in den Jahren 1977/78 nochmals schwächten. Doch schon bald ging es wieder aufwärts, wie die gut besuchte Uniformenweihe vom Juni 1982 zeigte. Zu diesem Anlass komponierte das langjährige Aktivmitglied Beny Rehmann den Strengelbacher Marsch. Mit der Organisation des kantonalen Musiktags zum 100-Jahr-Jubiläum des Vereins präsentierte sich die MGS im Juni 1989 einmal mehr als starker Verein und gewiefter Organisator. In jüngster Zeit stechen das Jubiläumskonzert zum 125-Jahr-Juiläum 2015 und die Fahnenweihe von 2019 als wichtigste Anlässe hervor. 

Das Kirchenkonzert – der nächste Höhepunkt?

«Im November soll nun ein weiteres grossartiges Kapitel in der Vereinsgeschichte geschrieben werden», hofft Lotti Stänz. Dazu braucht es noch einige Anmeldungen. Interessierte, die ein Blas-, Streich-, Schlag- oder Tasteninstrument spielen und Hühnerhautmomente erleben möchten, melden sich ganz einfach per Mail (praesident@mgstrengelbach.ch) an. Ein befristetes Engagement. «Aber ebenso schön wäre es natürlich, wenn sich einzelne Musikerinnen und Musiker, die beim Projekt mitmachen, auch für einen Beitritt zum Verein entschliessen würden», meint Ivo Müller.