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Mit einer grandiosen Leistung und viel Leidenschaft zur Goldmedaille

Eine 19-jährige Brittnauerin sorgte an den SwissSkills der Bäcker-Konditeure-Confiseure für grosses Aufsehen. Judith Knellwolf setzte sich gegen zehn weitere Mitbewerberinnen durch und holte sich den Schweizer-Meister-Titel als beste Konditorin-Confiseurin.

Brittnau Judith Knellwolf holte sich an den SwissSkills den ersten Rang

«Ich konnte kaum glauben, dass ausgerechnet ich gewonnen hatte», sagt Judith Knellwolf. Die 19-jährige Brittnauerin gewann den SwissSkills Championships 2023, den Berufsmeisterschaften der Bäcker-Konditor-Confiseure, den Schweizer-Meister-Titel in der Fachrichtung Konditorin-Confiseurin. An den Berufmeisterschaften, die vom 21. – 23. November in Luzern ausgetragen wurden, setzte sie sich gegen weitere zehn Mitbewerberinnen durch.

Die Kandidatinnen wurden aus den Kantonsbesten der Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprüfungen) 2023 selektioniert. Mit ihrer Abschlussnote von 5,4 – damit legte sie die zweitbeste Prüfung im Kanton Aargau ab – sicherte sich Judith Knellwolf einer von zwölf möglichen Startplätzen in der Fachrichtung Konditorei-Confiserie. Schlussendlich massen sich elf Teilnehmerinnen in ihrer Kreativität und ihrem handwerklichen Geschick.

Vorbereitung war alles andere als ein Zuckerschlecken

Der Weg bis zu den Berufsmeisterschaften war für Judith Knellwolf sehr aufwendig. Nach dem Abschluss ihrer Berufslehre in der Zofinger Bäckerei-Konditorei-Confiserie Leutwyler, wo sie sich ein solides Grundwissen erarbeitet hatte, hatte sie sich eigentlich eine kleine Auszeit gegönnt, einen Arbeitsvertrag aber bereits in der Tasche. «Als Ende August klar war, dass ich mich für die SwissSkills qualifiziert hatte, musste ich mir überlegen, wie und wo ich mich auf Berufsmeisterschaften vorbereiten konnte», schilderte sie ihr Dilemma. Ihr zukünftiger Arbeitgeber, Chocolatier Fabian Rimann aus Wettingen öffnete ihr auf Anfrage sofort seine Türen. «Und zwar sehr, sehr weit», wie Judith Knellwolf betont. Weil Rimann ausschliesslich im Confiserie-Bereich tätig ist, vermittelte er ihr nämlich gleich auch noch einen Kollegen, der ihr im Konditorei-Bereich mit Tricks und Tipps zur Seite stehen würde. Und zwar niemanden geringeren als Rolf Mürner, seines Zeichens Patissier-Weltmeister. Damit standen der jungen Brittnauerin zwei absolute Top-Fachleute und Mitglieder der Schweizer Koch-Nationalmannschaft helfend zur Seite, von denen sie extrem viel lernen konnte. Dazu bildete sie sich auch bei ihrem Lehrer an der Berufsschule Aarau, Franz Ziegler, in der Modellierung von Marzipan weiter. Für Judith Knellwolf ist klar: «Ohne die Feedbacks und Tipps von Fabian Rimann und Rolf Mürner wäre ich nie so weit gekommen».

Ein fantastisches Universum entwickelt

Die Bescheidenheit der Goldmedaillen-Gewinnerin aus Brittnau darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie in der kurzen Zeit eine enorme Arbeit leistete. Galt es doch, innerhalb eines Zeitraums von knapp drei Monaten ein süsses «Universum» – so lautete das Wettbewerbsthema – zu gestalten, die entsprechenden Rezepte auszutüfteln und die einzelnen Artikel der Thematik entsprechend auszugestalten. Neben einem vorproduzierten Schaustück, das die Teilnehmerinnen am Wettbewerb vom 21. – 23. November fertig stellen und präsentieren mussten, hatten sie auch eine Torte, eine moderne Patisserie-Tartelette, Pralinen sowie Confiserie-Fantasiefiguren vor Ort zu erstellen. Und last but not least hatten alle Wettbewerbsteilnehmerinnen ihre Arbeit auch noch schriftlich zu dokumentieren. 

Dabei galt es bei jeder der Wettbewerbsaufgaben gewisse Mindestanforderungen zu erfüllen. So hatte etwa die Tartelette – das sind eigentlich kleine Tortenböden aus Mürbeteig, welche häufig für Fruchtörtchen verwendet werden – mindestens vier verschiedene Komponenten zu enthalten, wobei mindestens eine gebacken und mindestens eine weitere kalt als Creme oder Mousse hergestellt sein musste. «Meine beiden Lehrmeister haben mich von Beginn an darauf aufmerksam gemacht, dass ich nur eine Chance hätte, weit nach vorne zu kommen, wenn ich zusätzliche Komponenten in meine Wettbewerbsstücke einbauen würde», erzählt Judith Knellwolf. So hätte sie ihre Tartelette von Beginn an nicht als «flachen Boden» konzipiert, sondern als Halbkugel. «Da musste ich zuerst herausfinden, wie sich das überhaupt machen lässt», sagt sie und später habe sie ihrer Tartelette auch noch eine zusätzliche Struktur verpasst. 

Volle Konzentration war nicht nur bei der Herstellung der Tartelettes gefragt.
Bild: zvg / Foto Plus Schweiz GmbH

Zeitmanagement im Griff

Am Wettbewerb selber sei sie eigentlich recht ruhig gewesen. Sie sei ohne Erwartungen an den Wettkampf gegangen, wollte einfach eine gute Arbeit abliefern. «Dank meiner intensiven Vorbereitung wusste ich ja, dass ich die Abläufe intus hatte», sagt sie und einen Probedurchlauf habe sie ebenfalls absolviert. «Nervös bin ich nur kurz zu Beginn geworden, als der unbekannte Arbeitsplatz samt mitgebrachtem Material innerhalb einer halben Stunde eingerichtet werden musste», sagt sie lachend. «Da wurde die Zeit tatsächlich etwas knapp – und hätte ich vergessen, etwas mitzunehmen, hätte ich ohne auskommen müssen». Bei der Arbeit selber sei die Nervosität rasch verflogen, auch wenn hier genau definierte Fixzeiten eingehalten werden mussten, betont sie. 

Überhaupt nicht mit Gold gerechnet

«Was? Ich?». Das sei ihre erste Reaktion an der Rangverkündigung gewesen, erzählt Judith Knellwolf. Sie habe überhaupt nicht damit gerechnet, den Sieg zu holen. «Es gab so viele andere tolle Kreationen», betont sie, das Niveau aller Teilnehmerinnen an den Berufsmeisterschaften sei sehr hoch gewesen. Sie könne auch nicht sagen, wieso sie gewonnen habe, denn es gebe auch im Nachgang keinen Jurybericht. «Ich vermute, dass ich gewonnen habe, weil ich sehr exakt und äusserst aufwendig gearbeitet habe», sagt die Brittnauerin. 

Ein Titel, der Türen öffnen kann

Nach dem Titelgewinn abheben, das ist bei der sympathischen Brittnauerin absolut kein Thema. «Es ist sicher so, dass mir Titel gewisse Türen auf meinen beruflichen Weg öffnen kann», sagt sie. Doch Wechselgelüste habe sie überhaupt nicht, auch wenn sie seither bereits Stellenangebote erhalten habe. «Ich möchte auf meinem angestammten Beruf verbleiben, zusätzliche Techniken erlernen und weitere Möglichkeiten ausloten – und da bin ich bei Fabian Rimann am richtigen Ort», sagt sie bestimmt. 

SwissSkills

Die Stiftung SwissSkills wird vom Bund, den Kantonen und den Berufsverbänden getragen. Sie koordiniert die von den Berufsverbänden organisierten Schweizermeisterschaften in über 80 Berufen. Bereits seit 1953 ermöglicht sie jungen Berufsleuten die Teilnahme an internationalen Berufsmeisterschaften (EuroSkills, WorldSkills). Damit soll das Image der Berufslehre gefördert und deren Ansehen gestärkt werden. Die nächsten zentralen SwissSkills finden vom 17. – 21. September 2025 in Bern statt. 

Das ganze Universum, welches Judith Knellwolf an den SwissSkills herstellte.
Bild: zvg / Foto Plus Schweiz GmbH