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Riesenschwindel um die Checks von Tante Jutta

In Rothrist wird wieder Theater gespielt. Nach zwei Jahren ohne Bühnenluft stehen die Mitglieder der Theatergesellschaft Rothrist wieder auf der Bühne. Gespielt wird der Schwank «Rent a family». Der Komödienklassiker verspricht einen äusserst vergnüglichen Theaterabend. Premiere ist am 28. Oktober.

Rothrist Theatergesellschaft Rothrist führt «Rent a family» auf

Ein modernes, stilvoll eingerichtetes Wohnzimmer. Hinten links eine Bar, gleich daneben ein grosses Fenster mit Ausblick in die weite Natur. Mitten im Raum ein schickes weisses Ledersofa, ein Sessel und ein Salontisch, rechts ist ein offener Eingang angedeutet. Nur das grosse Bild, welches zwischen Eingang und Fenster hängt, will nicht so richtig zur übrigen Einrichtung passen.  

Vorfreude und eine gewisse Aufregung ist bei den Theaterleuten der Theatergesellschaft Rothrist (TGR) spürbar. Denn nach rund 40 Proben seit April stecken sie erstmals in ihren Theaterkostümen und dürfen wieder auf die Bühne. Die erste Gesamtprobe für ihr neues Stück «Rent a family» ist angesetzt – nach zwei Saisons ohne Bühnenluft. Doch bevor es so weit ist, versammelt Regisseur Hans Koolen seine gesamte Truppe auf der Bühne, um letzte Anweisungen zu geben. «Denkt daran, dass ihr keine Requisiten berührt. Läuft nicht hinter dem Fenster durch, sondern hinter der Landschaft. Unterstützt eure Aussagen mit klarer Gestik.» Dann gibt Koolen den Startschuss, die Schauspieler verschwinden hinter den Kulissen.

Ein etwas gar ausschweifender Lebenswandel

Gespielt wird der bekannte Schwank «Rent a family». Thomas Nägeli (Chris Bohn) ist beruflich als Pflichtverteidiger unterwegs. Er lässt es sich gut gehen, hat eine teure Wohnung, einen eigenen Butler und unterstützt auch seine Klienten immer wieder mit Geldbeträgen. Doch für diesen allzu grosszügigen Lebenswandel reicht sein Einkommen eigentlich hinten und vorne nicht aus. Zum Glück hat Nägeli eine reiche Erbtante – Tante Jutta aus Kalkutta (Esther Müller-Lüdin) – die im weit entfernten Indien lebt und ihn immer wieder mit grösseren Geldbeträgen unterstützt. Damit der Geldfluss nicht versiegt, greift Nägeli immer wieder ganz tief in die Trickkiste und erfindet sich eine Familie samt Sohn Amadeus. Das Spiel geht so lange gut, bis der fällige Check ausbleibt, dafür aber Tante Jutta vor der Türe steht.

Die Grundlage für einen amüsanten Theaterabend mit viel Situationskomik ist damit gelegt … Wo bekommt Thomas Nägeli so schnell eine Familie her? Und wie wird er die Tante möglichst bald wieder los? Kann er sich überhaupt aus der verzwickten Lage retten? Was hat sein Freund Louis Nicollier (Christian Rugolo) mit der ganzen Sache zu tun? Welche Rolle spielt der Penner Fredy (Urs Fretz)? Nägeli zieht seinen Kopf zwar immer wieder aus der Schlinge, als jedoch auch noch Julie (Lara Huwyler), die Freundin von Tante Jutta und die Voodoo-Heilerin Jacky Spirig (Claudia Boutellier) auftauchen, nimmt das Stück nochmals eine völlig überraschende Wendung. «Prost Nägeli»!

Eine stimmige Aufführung

Lustspiel, Komödie, Schwank, Krimi. Seit ihrer Gründung am 28. Mai 1973 und seit der Aufführung ihrer ersten Produktion «Café Rhystübli» im Januar 1974 bewegt sich die Theatergesellschaft Rothrist im unterhaltenden Bereich des Volkstheaters. Ihrem angestammten Repertoire sind die Laienschauspielerinnen und Laienschauspieler auch in ihrer mittlerweile 51. Produktion treu geblieben. Nach zwei Jahren ohne Bühnenpräsenz – TGR-Präsident Christoph Müller spricht «von zwei sehr schwierigen Vereinsjahren, weil das gesamte Vereinsleben zum Erliegen gekommen ist» – gelingt es ihnen, mit «Rent a family» ein Theaterstück auf die Bühne zu zaubern, das im Publikum für viele Lacher sorgen wird. Die Rollenbesetzung stimmt, die Zusammenarbeit mit dem neuen Regisseur Hans Koolen, der seit über 30 Jahren auch bei den Theaterfans Walterswil Regie führt, funktioniert ausgezeichnet. «Wir haben uns gefunden», bestätigt denn auch Christoph Müller, der im aktuellen Stück als Nägelis Butler Johan Mahler auf der Bühne steht. 

Der Komödienklassiker schlechthin

Die Urfassung der Komödie, welche unter dem Namen «Familie Hannemann» 1911 in Frankfurt erstmals zur Aufführung kam, wurde von Max Reimann und Otto Schwarz geschrieben. Besser bekannt ist der Schwank aber unter dem Titel der Mundartfassung: «D´Tante Jutta vo Kalkutta». Er wurde in der Schweiz zum Komödienklassiker schlechthin, der seit seiner Erstaufführung im Jahr 1970 in über 300 verschiedenen Produktionen auf die Bühne gebracht wurde. 2019 wurde er von Atréju Diener, aktives Mitglied einer Zürcher Theatergruppe, Journalist und selbst Verfasser von Boulevard-Komödien, sprachlich und inhaltlich überarbeitet. Die Erstaufführung in der überarbeiteten Form erlebte «Rent a family» am 8. Oktober 2021 bei den «Theaterlüüt Ämme».

Ziemlich genau ein Jahr nach der Schweizer Erstaufführung bringt nun auch die Theatergesellschaft Rothrist eine Aufführung der überarbeiteten Fassung auf die Bühne. Premiere von «Rent a family» ist am Freitag, 28. Oktober, weitere Aufführungen sind für 29./30. Oktober sowie 3./4./5. November geplant. Spielbeginn ist jeweils um 20 Uhr, am Sonntag um 14 Uhr. Bei den Abendaufführungen werden ab 18.30 Uhr und nach den Vorstellungen kulinarische Köstlichkeiten aus der Theaterküche serviert, belegte Brote und ein Kuchenbuffet aus der Kaffee-Ecke gibt es bei allen Vorstellungen. Tickets sind online unter www.theater-rothrist.ch, telefonisch unter 079 677 83 33 (Mo/Mi/Fr, zwischen 18 und 20 Uhr) oder an der Abendkasse erhältlich. Und ja: Plätze «hett´s solang s´hett». Am Tag der ersten Gesamtprobe, am 18. Oktober, waren bereits rund die Hälfte aller Plätze reserviert.

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