Stolz auf ihren Job und die tollen Produkte, die sie herstellen
Strengelbach 13. Mai, 9 – 15 Uhr: Tag der offenen Tür in der Stiftung azb
Montag, 24. April. In der Montageabteilung der Stiftung azb wird konzentriert an Komponenten für Kaffeemaschinen gearbeitet. Eben hat Angela Aeschbacher ein vollelektronisches Prüfgerät in Gang gesetzt, welches eine Brüheinheit auf absolute Dichtheit und vollumfängliche Funktionalität überprüft. «Alles perfekt», sagt die 33-jährige Winznauerin, die bereits ihre EBA-Ausbildung Hauswirtschaft in der Stiftung azb absolviert hat und vor fünf Jahren wieder dorthin zurückgekehrt ist. Zufrieden wird das Testresultat auch von Christoph Kaufmann zur Kenntnis genommen. Die Sicherheit zu haben, dass hier sämtliche Komponenten ausgangsgeprüft werden, sei für sein international tätiges Unternehmen fundamental wichtig, betont der 58-jährige Inhaber und CEO der Schenkoner Xtraction AG. Kaffeemaschinen-Komponenten von Xtraction? «Gibt es so nicht auf dem Markt», sagt Kaufmann lächelnd, sein Kleinunternehmen trete dort als neutraler Partner für Kaffeemaschinenhersteller auf. «Wir machen die komplexe Technologie in Form von Baugruppen auf dem Markt verfügbar», betont er, «denn viele Hersteller traditioneller Kaffeemaschinen verfügen nicht über das entsprechende Fachwissen und die Kompetenz, um die Kernkomponenten eines Kaffeevollautomaten herzustellen.»
In der Stiftung azb lässt die Xtraction zwei dieser Kernkomponenten in verschiedenen Ausführungen fertigen: Kaffeemühlen und Kaffeebrüheinheiten – die Komponenten also, die das Herz einer vollautomatischen Kaffeemaschine bilden, wie Kaufmann präzisiert. Doch wie um Himmels willen haben eine Stiftung mit geschützten Arbeitsplätzen und ein innovatives Kleinunternehmen, das Systemlösungen für Kaffeemaschinen im Gastrobereich anbietet, im Hochpreisland Schweiz zusammengefunden?
Eine win-win-Situation und eine echte Partnerschaft
«Die Entwicklung einer professionellen Kaffeemaschine ist sehr zeitintensiv und die anschliessende Produktion äusserst kostenintensiv», erklärt Christoph Kaufmann. Als er die Xtraction AG gründete, habe er zwei Prototypen entwickelt und einen Produktionspartner mit viel Know-How und einer hohen Fertigungstiefe mit zertifizierten Prozessen für die professionelle Industrialisierung gesucht. «Für mich war von Anfang an klar, dass ich die Zusammenarbeit mit dem azb suchen werde», sagt er, denn mit dem azb habe er – damals noch für andere Hersteller – über viele Jahre sehr gut zusammengearbeitet. Dies zum Beispiel in der Herstellung von kleinen Kaffeemühlen für Haushaltgeräte. «Ausgehend von einem Prototypen haben wir zuerst 100, später 1000, am Schluss über 500´000 Kaffeemühlen pro Jahr gebaut», erzählt Kaufmann. Ab dieser Stückzahl wurde dann aber entschieden, die Mühlen vollautomatisch zu fertigen und die Montage vom azb abzuziehen. In zwei, drei Schritten sei der Umsatz praktisch auf Null zurückgegangen, erinnert sich azb-Geschäftsführer André Rötheli, «der Abgang dieser umfangreichen Produktion hat uns damals schwer getroffen.» Dementsprechend viel Raum stand in den Werkstätten praktisch leer und das azb suchte dringend neue Arbeit und neue Partner. In dieser Situation kam die neuen Produkte der frisch gegründeten Xtraction AG mehr als gelegen.
Eine Zusammenarbeit, die sowohl Rötheli als auch Kaufmann als gleichberechtigte Partnerschaft umschreiben und die für beide Seiten gewinnbringend, intensiv und problemlos sei. «Wir legen den Fokus auf die Herstellung der Produkte», führt Reto Bubendorff, Bereichsleiter Geschützte Werkstätte, aus, und das beinhalte neben der Montage und der Produktion von Montagevorrichtungen auch die Produktion einzelner Teile, den Wareneinkauf, die Lagerbewirtschaftung und die exakte Planung über das auch für den Kunden jederzeit einsichtbare Produktionsplanungssystem. «Das gibt uns auf der anderen Seite Zeit für die Entwicklung neuer Produkte sowie den Kundenkontakt und die persönliche Kundenbetreuung», ergänzt Christoph Kaufmann. Neue Produkte seien bereits in der Pipeline, verrät Kaufmann noch. Produkte, für die er sicher wieder die Zusammenarbeit mit dem azb suchen werde, sobald diese serienfähig seien.
Erfolgreich unterwegs
«Wir haben uns auf die Fertigung und Montage von mechanischen und elektrischen Baugruppen spezialisiert und sind in den ganz unterschiedlich ausgerichteten Abteilungen der Werkstätte sehr gut ausgelastet», darf denn auch Reto Bubendorff vermelden. Die Stiftung azb sei ein geschätzter Partner für Industrie und Gewerbe. Und die Mitarbeitenden entsprechend stolz darauf, Teil einer starken Industrie zu sein und etwa mechanische Baugruppen für das Murgenthaler Maschinenbauunternehmen Richard AG zu fertigen, die in jedem dritten Schienenfahrzeug weltweit mitfahren würden. Oder unzählige Kabelbäume für zwei weltweit tätige Unternehmen im Bereich Stromübertragung herzustellen. Und natürlich Kaffeemaschinen, die weltweit vertrieben werden.
Viele Arbeiten lassen sich im Team erledigen
Gerade die Arbeiten an Baugruppen wie den Kaffeemaschinen-Komponenten liessen sich sehr gut in Teams erledigen, führt Reto Bubendorff weiter aus. Teams, in denen alle Mitarbeitenden ihre persönlichen Ressourcen einbringen und einfachere oder schwierigere Arbeiten ausführen könnten. So zum Beispiel Emanuel Blatter, der seit etwas mehr als fünf Jahren im azb arbeitet. Er kann nur eine Hand gebrauchen und ist gerade dabei, eine Gewindespindel zu markieren, damit diese innerhalb der Brüheinheit immer korrekt montiert wird. «Ich schätze es, dass mir hier Arbeiten zugewiesen werden, die ich auch wirklich erledigen kann», sagt der 47-Jährige, dem es im azb sehr gut gefällt, «weil die Vorgesetzten immer respektvoll mit mir umgehen». Oder Angela Aeschbacher, die sowohl in der Montage als auch bei der Kontrolle der fertigen Produkte eingesetzt wird. Sie findet die abwechslungsreichen Arbeiten interessant und schätzt das gute Klima innerhalb des Teams. Und was bereut sie? «Ich vertrage leider keinen Kaffee», sagt sie lachend, «aber immerhin weiss ich durch meine Arbeit, wie eine Kaffeemaschine funktioniert und wie ein Kaffee produziert wird.»
Ein cooler Tag der offenen Tür
Am Samstag, 13. Mai besteht am Tag der offenen Tür von 9 bis 15 Uhr die Möglichkeit, Angela Aeschbacher, Emanuel Blatter und allen weiteren Beschäftigten in den Geschützten Werkstätten und der Beruflichen Integration über die Schultern zu schauen. Unter dem Motto «min Job im azb» zeigen sie mit berechtigtem Stolz, was sie tagtäglich leisten und welche Produkte sie herstellen. Als spezielle Attraktion kann zudem der Herstellungsprozess einer Vorrichtung für den Montageprozess in der Werkstatt verfolgt werden – und dies von der Idee über die Konstruktion in der Beruflichen Integration bis zur Fertigung am 3D-Drucker und der Montage in der Geschützten Werkstätte. Weiter wird in einer Wohngruppe auch Einblick in den Lebensalltag in der Stiftung azb gewährt. Auch die beiden Aussenstationen – die azb-Schreinerei an der Brittnauerstrasse 14 sowie das Gartenteam am Bergackerweg 5 – öffnen ihre Türen für das interessierte Publikum.
«Gäng wie gäng» wird auch ein attraktives Rahmenprogramm angeboten. Der Marktplatz mit kreativen Eigenprodukten, vor Ort gebackenem Brot und Berlinern ist bei Besucherinnen und Besuchern jeweils sehr beliebt. Vielfältige Verpflegungsmöglichkeiten laden zum Verweilen über Mittag ein – wieso nicht auch einmal küchenfrei machen? Ein Nostalgie-Karussell sowie musikalische Unterhaltung mit dem Trio «Hinterwäldler» runden das Unterhaltungsprogramm ab. Es gibt also viele gute Gründe, am Samstag den Tag der offenen Tür in der Stiftung azb zu besuchen. Mit einem Besuch unterstreichen Sie nicht zuletzt Ihre Solidarität mit den dort lebenden und arbeitenden Menschen mit einer Beeinträchtigung.
Shuttle-Bus benützen
Benutzen Sie nach Möglichkeit den öffentlichen Verkehr. Falls Sie mit dem Auto anreisen, können Sie auf dem Parkplatz der Müller Martini in Zofingen parkieren. Von dort fährt regelmässig ein kostenloser Shuttle-Bus zum azb. Letzte Rückfahrt nach Zofingen um 16.30 Uhr. Ausserdem besteht auch ein Shuttle-Service zu den beiden Aussenstandorten.