Wird die Region Zofingen zum «Hinterhof von Olten»?
Erst Benteler und Bethge, jetzt auch noch Swissprinters: Durch drei Betriebsschliessungen gehen in der Region gegen 500 Arbeitsplätze verloren. «Das sind beeindruckende Zahlen, die schmerzlich sind», sagt Peter Gehler, der Präsident des Verbandes Wirtschaft Region Zofingen (WRZ), im zt Talk. «Ein harter Schlag für Region. Ich glaube, wir sind gefordert.»
Dass Betriebe schliessen, komme überall vor. «Es gibt einen Strukturwandel, den man hinnehmen muss.» Die Agglomeration Zofingen liege zwar im Herzen der Schweiz –aber sie sei nicht in der Lage, solche Betriebsschliessungen zu kompensieren, so Gehler weiter. Mehrere Initiativen des regionalen Wirtschaftsverbandes hätten gezeigt, dass die Region Zofingen schlecht strukturiert sei. «Wir stellen die Region und ihre Attraktivität gar nicht dar. Ich würde sogar von einer Verzwergung sprechen.»
«Wir haben fünf Kerngemeinden, die immer noch alleine funktionieren. Auch die Zusammenarbeit funktioniert nicht gut.» Die EW-Fusion, die gescheitert ist, sei ein «no brainer», meint Gehler – also eigentlich eine Selbstverständlichkeit. «Fusionsgespräche finden gar nicht mehr statt. Jeder schaut für sich. In einem solchen Gebilde ist es schwierig, die Standortattraktivität nach aussen zu zeigen.» Das gelte nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Kultur und den Sport. «Im Vergleich zu Aarau und Olten, die unsere direkten Konkurrenten sind, ist die Region Zofingen sackschwach.»
Zofingen müsse sich gegen andere Regionen – Aarau, Olten, Baden, Langenthal – behaupten, sei aber auf dem besten Weg dazu, zum «Hinterhof von Olten» zu werden. «Produzierende Arbeitsplätze fallen weg, es werden Wohnungen gebaut – das ist eine typische Agglomerationsentwicklung», sagt Gehler.
Auch der regionale Wirtschaftsförderer Adrian Borer beobachtet eine schleichende Verdrängung von Arbeitsplätzen, die Wohnzohnen weichen müssen: «Arbeitszonen werden zu Mischzonen, Mischzonen werden dann zu Wohnzonen.»Als Wirtschaftsförderer muss ich darauf pochen, dass für «verlorene» Arbeitszonen an geeigneter Stelle wieder Ersatz geschaffen wird. «Sonst können wir den Auftrag, Arbeitsplätze zu schaffen, gar nicht erfüllen. Die Bevölkerung wächst um ein Prozent pro Jahr – im gleichen Rahmen sollten wir Arbeitsplätze schaffen. Wenn der Platz immer kleiner wird, können wir das nicht.»
Allerdings gibt es laut Borer auch gute Nachrichten. «Beim neuen Busdepot wird sich BWM mit einem Trainingszentrum ansiedeln. «Und der Ausbildungsverband der Logistikindustrie kommt ebenfalls mit einem Trainingszentrum; ausgebildet werden beispielsweise Staplerfahrer.» Zudem wolle ein deutscher Technologiekonzern den Hauptsitz einer Sparte in die Region bringen. «Das wären mehr als 100 Arbeitsplätze.»
Was soll nach der Schliessung der Ringier-Druckerei aus Sicht des Wirtschaftsförderers auf dem Swissprinters-Areal passieren? «Es gibt einen Gestaltungsplan, und formell beeinflusst die Schliessung das bisher geplante Projekt nicht», sagt Adrian Borer. «Die Frage ist: Was passiert im Ost-Teil, dort, wo sich die Druckerei befindet? Das ist viel Raum. Das ist eine Chance.» Wichtig sei, diese zu packen. «Nicht zu einer Ansiedlung einer anderen Industrie, da ist der Zug wohl abgefahren. Aber zu einer guten Zentrumsentwicklung.» Michael Ringier habe gesagt, im Gespräch mit der Stadt entsprechende Ideen zu prüfen. «Das darf man auch als Versprechen nehmen.» Vielleicht müsse man auch den eben angestossenen Altstadtprozess in die Überlegungen miteinbeziehen. «Es kann sicher etwas Cleveres entstehen, wenn man die richtigen Leute an einen Tisch bringt.»
«Es ist wichtig, dass man auf dem Swissprinters-Areal kreativ ist», sagt WRZ-Präsident Peter Gehler. «Mein Ansatz ist ein regionaler. Ich spüre viel Rückhalt im regionalen Wirtschaftsverband, der die Region positionieren will. Vielleicht müssen wir noch einmal einen Anlauf nehmen und die Gemeindebehörden aus der Deckung holen. Aarburg und Strengelbach stehen bis jetzt abseits.» Die Frage sei, wie man dennoch über eine Strukturreform im Bezirk Zofingen sprechen könne. «Ich glaube, wenn wir das nicht tun, dann gibt es für diesen Bezirk keine gute Prognose.»