Wo der Christbaum noch selbst geschnitten werden kann
Aarburg Hinter dem Friedhof Tiefelach findet ein spezieller Weihnachtsbaum-Verkauf statt
Weihnachtsstimmung mag bei Jörg Villiger noch nicht so richtig aufkommen. «Im Forstbetrieb herrscht momentan Hochbetrieb – die Holzerei läuft», sagt der 59-jährige Förster, der seit 1989 für die Wälder der Ortsbürgergemeinde Aarburg verantwortlich zeichnet. «Holz holen wir nach Möglichkeit während der Vegetationsruhe aus dem Wald», schiebt Villiger erklärend nach. Die Wälder des Forstbetriebs Aarburg weisen eine Fläche von 262 Hektaren auf und sind ziemlich verstreut. 133 Hektaren liegen auf Gemeindegebiet, dazu kommen Waldungen im Langholz (Gemeinde Rothrist), im Fätzholz (Murgenthal) sowie auf dem Born (Olten). «Und dann kommt noch eine etwa eine Hektare grosse Fläche mit Christbaumkulturen hinter dem Aarburger Friedhof Tiefelach dazu, die auch gepflegt werden muss», schmunzelt Villiger – und damit sind wir schon mitten im Thema.
Der Verkauf von Christbäumen habe für den Aarburger Forstbetrieb betriebswirtschaftlich nur eine sehr kleine Bedeutung, hält Villiger gleich zu Beginn fest. «Wir verkaufen jährlich etwa 70 Bäume, aber bei uns kann man den Baum direkt in der Kultur auslesen und bei Bedarf auch selber schneiden», sagt er. Es sei ein spezieller Verkauf und vor allem ein gesellschaftlicher Anlass, bei dem oftmals ganze Familien anwesend seien. Eindecken könne man sich in Aarburg nicht nur mit einem Christbaum, sondern zugleich auch mit Deckästen und diversen hölzernen Geschenk- und Dekorationsartikeln. Und im Anschluss an den Einkauf lässt es sich bei einem kostenlos ausgeschenkten heissen Getränk gemütlich verweilen.
Nicht ganz die Hälfte stammt aus Schweizer Produktion
Auch wenn der Verkauf von Christbäumen für den Aarburger Forstbetrieb ein wenig bedeutendes Geschäft ist, so erfolgt der Produktion innerhalb von Strukturen, die für die Schweiz typisch sind. Die Fläche, auf der in der Schweiz Christbäume angepflanzt werden, ist mit 600 Hektaren zwar ansehnlich, doch sie verteilt sich auf 500 bis 600 Landwirte sowie Forstbetriebe. Entsprechend kleinflächig sind die Christbaum-Kulturen deshalb. Auch in Aarburg, wo die Christbaum-Kultur gleich hinter dem Friedhof Tiefelach liegt und auch zu diesem gehört.
Gerade weil die Kulturen oft kleinflächig sind, sind die Schweizer Produzenten nicht in der Lage, die Nachfrage nach Christbäumen in der Schweiz abzudecken. Geschätzte 1,2 bis 1,4 Millionen Christbäume werden jedes Jahr verkauft – genaue Zahlen zum Christbaummarkt fehlen in der Schweiz. Man geht davon aus, dass 40 bis 45 Prozent der Bäume in der Schweiz produziert werden, der Rest wird importiert und kommt vor allem aus Dänemark, Deutschland und der Niederlande. Trotzdem: Gerade für Landwirte ist die Christbaum-Produktion ein wichtiges Zusatzgeschäft in einer Zeit, in der bei ihnen verhältnismässig wenig Arbeit anfällt. Und bei den Forstbetrieben?
Ein Stiefkind der Schweizer Forstwirtschaft?
«Die Christbaumproduktion ist ein Stiefkind der Schweizer Forstwirtschaft. Dabei gäbe es hier Geld zu verdienen – allerdings nur, wenn es der engagierte Waldbesitzer oder Förster richtig anpackt», hat Urs Wegmann vor einigen Jahren die Schweizer Forstwirtschaft in einer Fachzeitschrift kritisiert. Verschlafen die Schweizer Förster also ein einträgliches Geschäft? Jörg Villiger schüttelt den Kopf. Es gebe zwar auch im Aargau Forstbetriebe – als Beispiel nennt Villiger den Forstbetrieb Wagenrain, Bremgarten – die die Christbaumproduktion in bedeutendem Ausmass und mit Erfolg betreiben würden. «In Aarburg fehlen uns schlicht die Voraussetzungen dafür», betont er, es fehle vor allem an der notwendigen Fläche. Denn vom Waldgesetz her ist es verboten, im Wald Christbaumkulturen anzulegen. Erlaubt sind Christbaumkulturen nur dort, wo es eine sogenannte Niederhaltungspflicht gibt – zum Beispiel entlang einer SBB-Linie, unter Hochspannungsleitungen oder dort, wo eine Gasleitung durchs Waldgebiet verläuft. «Das gibt es in den Wäldern des Forstbetriebs Aarburg nicht», betont Villiger. Wegen der Holzerei würde es Ende Jahr zudem auch an der notwendigen Manpower fehlen, meint der Förster weiter.
Nicht schön, nicht hässlich – einfach natürlich
Entsprechend minimal wird denn auch die Pflege der Christbäume gehalten. Zweimal jährlich wird das Gras in der Christbaumkultur zurückgeschnitten, zugleich werden auch die Winden entfernt, in Form geschnitten werden die Bäume aber nicht. Sie werden auch nicht gedüngt, noch werden sie bewässert. «Unsere Bäume sind nicht schön, sie sind nicht hässlich – sie sind einfach natürlich», sagt Jörg Villiger schmunzelnd. Und auch das Setzen der Jungbäume ist nicht Aufgabe des Forsts. «Das erledigen bei uns seit vielen Jahren Mitglieder der Forstkommission», sagt Villiger.
Neben der umweltverträglichen Produktion gebe es auf jeden Fall weitere gute Argumente für einen Schweizer Christbaum, betont Villiger weiter. Kurze Transportwege sind ein starkes Argument für einen «echten Schweizer», zu bedenken ist aber auch, dass eine Weihnachtsbaumkultur in der Grösse von einer Hektare während der Wachstumszeit von zehn Jahren bis zu 145 Tonnen Stickstoff bindet und gleichzeitig bis zu 105 Tonnen Sauerstoff produziert.
Praktische Tipps zum Christbaum
Den Christbaum erst kurz vor Weihnachten kaufen.
Den Christbaum bis Weihnachten im Netz lassen und im Freien in einem Kübel Wasser lagern.
Einen Christbaumständer mit Wasserbehälter verwenden. Den Stamm nicht anspitzen! So können die Leitgefässe unter der Rinde mehr Wasser aufnehmen.
Im Haus verdunstet ein Christbaum bis zu einem Liter Wasser pro Tag, darum regelmässig nachgiessen.
Tägliches Besprühen mit destilliertem Wasser hält den Baum länger frisch und vermeidet Kalkflecken auf dem Christbaumschmuck.
Weihnachtsbaumverkauf
Samstag, 17. Dezember, 13 – 15 Uhr, hinter dem Friedhof Tiefelach, Aarburg.